Röm.-Kath. Kirche

Mariä Sieben Schmerzen in Weinberg (Gemeinde Aurach)


 


Bruderschaft von den Sieben Schmerzen Mariä


1748 wird in Weinberg die Skapulierbruderschaft von den Sieben Schmerzen Mariä gegründet, die bis zum heutigen Tag fortbesteht. Anlass für die Gründung war eine Brandkatastrophe kurz zuvor, bei der 2/3 des Ortes zerstört wurden. 

1759 am 29. Februar wird die Weinberger Bruderschaft der Erzbruderschaft der Sieben Schmerzen Mariä in dem Benediktinerkloster Oberelchingen bei Ulm (Schlacht Napoleon 1805) inkorpiert. In den dortigen Mirakelbüchern (Wunderbüchern) wird uns 1746 von der Heilung eines aus Aurach stammenden, gelähmten Mädchens berichtet, das nach einer Wallfahrt zur Gottesmutter in Oberelchingen geheilt wurde. Vermutlich war auch dieses Ereignis aus der Nachbargemeinde Aurach mit ein Grund für die Gründung der Weinberger Bruderschaft und die Unterschutzstellung unter die Oberelchinger Erzbruderschaft. Die Bruderschaftsstäbe, mit denen der Bruderschaftsmagistrat auch heute noch bei Gottesdiensten die Geistlichkeit begleitet, stammen aus dem 18. Jahrhundert.

  
 

Bau- und Entstehungsgeschichte


Die kath. Pfarrei Weinberg ist die nördlichste zum Bistum Eichstätt gehörende Pfarrei. Unmittelbar nordwestlich von Weinberg grenzen die Bistümer Eichstätt Augsburg und Bamberg (anstelle von letzterem bis 1817 Würzburg) aneinander. Bereits in der ersten Weinberger Dorfordnung von 1433 wird von einem Stein berichtet der die drei Bistümer scheidet. Dieser Grenzpunkt geht auf drei karolingische Gaue zurück, als hier der Sualafeld, der Rangau und der Maulachgau aneinander grenzten.

Ein Kaplan zu Weinberg wird 1301 urkundlich genannt.

Die Weinberger Pfarrkirche war bis zu ihrem Neubau 1975 dem Heiligen Aegidius geweiht. Dieser, ein aus Athen/Griechenland stammender Eremit, gründete im 6. Jh. an der Rhonemündung im heutigen St. Gilles in Südfrankreich, ein Benediktinerkloster und wurde dessen erster Abt. Im 9. Jh. wurde er heilig gesprochen. Durch den Einfluss zurückkehrender Jakobspilger verbreitete sich sein Kult von Südfrankreich ausgehend in ganz Europa. Das Kloster St. Gilles war eine wichtige Pilgerstation auf dem Weg nach Santiago de Compostela.


1056 erreichte der Kult auch den fränkisch – hohenlohischen Raum. Die erste Kirche, die dem Heiligen Aegidius in unserem Raum geweiht wurde, stand auf der Kleinen Comburg bei Schwäbisch Hall, wo wir heute noch die romanische frühere Klosterkirche besichtigen können. Dort stiftete 1108 Graf Heinrich aus dem Geschlecht der Grafen von Comburg- Rothen-burg ein Frauenkloster. Nachfolger der Grafen von Comburg – Rothenburg waren die Hohenstaufer, die sich auch Herzöge von Rothenburg nannten.

Im 12. und 13. Jahrhundert wirkten im Umfeld von Weinberg die Herren von Wahrberg (Stifter des Prämonstratenserinnen Kloster Sulz). Als Ministeriale standen sie in engen Kontakt zu den Staufern in Rothenburg; so dass wir davon ausgehen können, dass durch sie der Kult des Hl. Aegidius nach Weinberg kam.

1358 erfolgt der erste Ausbau der St. Aegidiuskapelle zur Pfarrkirche. Hierfür erhält die Kirche einen von 15 Kardinälen in Rom ausgestellten Ablassbrief. 

Anlässlich von Kirchenvisitationen im Jahre 1485 und 1601 wird die Existenz dieses Ablassbriefes bestätigt, der 1601 noch unter Glas in der Kirche hing. Der damalige Visitator, der Eichstätter Generalvikar Priefer beschreibt 1601 den Zustand der Kirche und des Dorfes Weinberg:

„Dieses ist die nördlichste Pfarrei im Bistum Eichstätt. Es leben arme Leute dort, diese fürchten sich vor Blitz, Hageln Schauer und wilden Tieren.“

1632 bei einem Überfall am 2. August durch die Schweden wird das Dorf Weinberg mit 86 Gebäuden in die Aschen gelegt (niedergebrannt) und der Pfarr-hof mit allen Büchern und Akten ausgeraubt. Wir müssen davon ausgehen, dass in Folge dieses Ereignisses auch der erwähnte Ablassbrief verloren ging.

1725 die Kirche wird verlängert und barockisiert.

1731 die Kirchenstühle dürfen nur auf Lebzeiten verstiftet werden.

1743 die Ringmauer um den Kirchhof wird repariert

1773 die Kirche erhält einen neuen Hochaltar.

1802 die Reparatur der Orgel wird durchgeführt.

1923 die Kirche wird nach Westen erweitert: Die Kosten betragen 125 Milliarden Reichsmark.

Anfangs der 1970er Jahre war die Kirche wiederum zu klein geworden, des Weiteren genügte der Altarraum nicht mehr den geänderten liturgischen Anforderungen nach dem 2. vatikanischen Konzil.

1974/75 das Kirchenschiff wird bis auf den gotischen Turm abgebrochen und ein moderner Betonneubau errichtet. Der frühere barocke Hauptaltar wird wieder in die neue Kirche integriert. Leider geht bei dem Abbruch auch die auf der Südwand der alten Kirche aufgemalte große Sonnenuhr verloren. In Folge des Neubaus der Kirche wechselt auch das Patrozinium. Aegidius wird zum Nebenpatron neben St. Sebastian. Die neue Kirche wird der Gottesmutter, der Sieben Schmerzen Maria geweiht.






Ausstattung und Besonderheiten


Friedhof

1972 wird durch die politische Gemeinde ein neuer Friedhof angelegt und der alte Kirchhof aufgegeben. Dieser bildete zusammen mit der Kirche im Mittelalter eine sogenannte Freiung (Asylrecht), in welcher Straftäter Schutz vor Verfolgung genossen, bis ihr Fall gerichtlich abgeschlossen war. So heißt es in der Dorfordnung von 1433:

„Item zu Weinberg ist eine freie Kappel, so dass man mag niemanden laden oder bannen (fernhalten). Aber (mit Ausnahme) Ehebrecher und Ehebrecherinnen die mag man sehr wohl laden und bannen, um ihres Unrechts Willen und von der Kapelle fernhalten und die vertreiben. Dafür gibt jede Hube einem jeglichen Pfarrer das Korn.“      

 

Glocken

Von dem 4- stimmigen Geläute stammt die älteste Glocke aus dem Jahr 1572. Sie trägt die Inschrift „Gottes Wort bleibt ewig, glaub dem mit Tat bist selig.“ Ihr Klang ist in 3 Bistümern gleichzeitig zu hören.

 

Kirchenausstattung

Hochaltar. Barock mit Bildnis der Sieben Schmerzen Mutter, weitere Bilder an den Seitenwänden St. Aegidius mit Hirschkuh und St. Sebastian, eine Madonna (eine Arbeit aus dem Grödnertal) und eine Pieta, sowie eine Herz Jesu und eine Herz Mariä Statue, die beiden letzen im Nazarenerstil 19. Jahrhundert Bruderschaftsstäbe des Bruderschaftsmagistrats aus dem 18. Jahrhundert. An der Ostseite der Kirche ein Epitaph aus dem Jahre 1760 von Johannes Strauss.

 

Beinhaus und Kirchhof

1719 wird das Beinhaus (Aufbewahrungsort der Totengebeine) beim Weinberger Kirchhof abgebrochen und an seiner Stelle ein Schulhaus errichtet. Eine weitere Grundfläche für den Schulhausbau wird vom gemeindlichen Plan (Versammlungs- und Tanzplatz unter der Dorflinde) genommen.