Evang.-Luth. Kirche

Marienkirche und ehemaliges Prämonstratenserinnenkloster in Kloster Sulz (Markt Dombühl)


 


Das Kloster


Kloster Sulz liegt im südlichsten Teil des Naturparkes Frankenhöhe. Als Ortsteil der Marktgemeinde Dombühl gehört es seit der Gebietsreform 1972 zum Landkreis Ansbach. Die evangelische Kirchengemeinde Kloster Sulz gehört zum Dekanat Feuchtwangen. Für jeden Betrachter unserer Kirche ist es einleuchtend, dass es sich hier nicht um eine einfache Dorfkirche handelt, sondern dass die Kirche und das angebaute stattliche Gebäude Teil eines mittelalterlichen Klosters sind. Das Kloster Sulz war ein Frauenkloster der Prämonstratenser. Leider ist die Gründungsgeschichte durch verschiedene Brandkatastrophen (1260, 1425, 1500 und 1525) für immer ins Dunkel gehüllt.

  
 

Die Ordensgründung der Prämonstratenser um 1120 in Frankreich und ein starker Trend für diesen Orden lassen darauf schließen, dass auch Kloster Sulz in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts entstanden ist.

 Die Gründer waren zweifelsohne fränkische Adelsherren der näheren Umgebung wie „von Wahrberg“, „von Lohr “; „von Rotenburg“ und ´“von Crailsheim“. Auch die Klosterfrauen waren ausschließlich von adeliger Herkunft und konnten hier eine Versorgung mit dem Leben der Ordensregeln erhalten. Eine Auflistung der Meisterinnen aus dem 14. Jahrhundert lässt keinen Zweifel daran:


  • Anna von Brugberg
  • Sophie von Rotenburk
  • Petrise von Steppfenheim
  • Agnes von Auernhofen
  • Anna von Stetten
  • Margarete von Finsterloch (u. a.)


 Aus dieser Tatsache resultiert auch das große Ansehen des Klosters und sein Vermögen, das durch die reichen Stiftungen der Adelsgeschlechter zum Ausdruck kam.

Im Umkreis von 50 Kilometern besaß das Kloster in 65 Orten Besitzungen wie Höfe, Güter, Mühlen und Schenkstetten von denen reichliche Einnahmen durch Abgaben und Dienstleistungen an das Kloster flossen.


 Anna Barbara und  Katharina v. Seckendorf Meisterinnern zu Kloster Sulz (c) Walter Seidel
Anna Barbara und Katharina v. Seckendorf Meisterinnern zu Kloster Sulz (c) Walter Seidel
 Brigitte von Aufseß Meistern am Kloster Sulz 1525 (c) Walter Seidel
Brigitte von Aufseß Meistern am Kloster Sulz 1525 (c) Walter Seidel

 

Kirche und Klosteranlage


Ursprünglich war auch Kloster Sulz so angelegt, dass die Klostergebäude sich an der Südseite der Kirche in Form eines Rechtecks ausdehnten und so einen kleinen Hof, das Klaustrum, einschlossen. Spuren dieses Urzustandes sind an der Südwand der Kirche und am Giebel des noch vorhandenen Klostergebäudes sichtbar.

Die folgende Zeichnung des wahrscheinlichen Urzustandes des Klosters stammt von Walter Seidel:



Nach der Zerstörung im Bauernkrieg 1525, die ja schon in das abnehmende Klosterleben fiel, wurde durch die Meisterin Brigitta von Aufsess nur der östliche Teil als “Conventshaus“ wieder aufgebaut, um den wenigen zurückgekehrten Nonnen ein Obdach zu bieten. Die Kirche blieb ausgebrannt, ohne Dach und wurde fast ein halbes Jahrhundert als Abstellraum verwendet. Lediglich eine kleine Kapelle innerhalb der Gemäuer diente den Nonnen und den Ortsbewohnern zur Verrichtung der Gottesdienste.





 

Die Markgrafen des Fürstentums Ansbach und das Kloster


Obwohl das Kloster ursprünglich zum Bistum Würzburg gehörte und der Abt des Prämonstratenserklosters Obernzell bei Würzburg als männlicher Herr über das Frauenkloster fungierte, machte sich im 14. Jahrhundert der Einfluss der Ansbacher Hohenzollernmarkgrafen immer mehr bemerkbar. In der Zeit der Reformation ging sowohl die geistliche als auch die weltliche Herrschaft ganz an das Ansbacher Fürstenhaus über.

Markgraf Georg der Fromme, ein eifriger Verfechter der neuen Lehre, führte schon 1527 in seinem Herrschaftsgebiet die Reformation ein und fand besonders in der letzten Nonne, Barbara von Seckendorf, Meisterin von 1532 bis zu ihrem Tod 1556, eine leidenschaftliche Mitstreiterin. 


Nicht nur wegen der verwandtschaftlichen Beziehungen, sondern auch auf Empfehlung Luthers, ließ Markgraf Georg Barbara als Meisterin und Herrin über ihre Untertanen gewähren bis zu ihrem Tod 1556. In den letzten Jahren wurde ihr ein markgräflicher Verwalter beigegeben, unter dem dann auch nach 1556 die endgültige Übergabe des Klosters an das Fürstenhaus in der bekannten Form der Säkularisation geschah.

Die reichen Besitzungen des Klosters fielen nun an das Fürstenhaus und wurden von markgräflichen Beamten, die ihren Wohnsitz im Kloster hatten, verwaltet. 

Die zahlreichen Epitaphien und Gedenktafeln im Inneren der Kirche zeigen, dass die Verwalter das Recht hatten, ihre Verstorbenen in der Kirche zu begraben. Sie zeugen von der hohen Kinder- und Müttersterblichkeit der zurückliegenden Jahrhunderte und dem tiefen Glauben an ein erlöstes Leben in der Welt des Jenseits.

  
 

 

Fürstlicher Jagdsitz


Die Rettung vor dem Verfall des Klosters nach dem Bauernkrieg und der Säkularisierung 1556 geschah dadurch, dass die fürstlichen Herren erkannt hatten, dass sich der Ort durch die Nähe zu Ansbach und die ausgedehnten Wälder des ehemaligen Klosterbesitzes vortrefflich eignete, hier einen Jagdsitz zu errichten.

Zwischen 1556 und 1576 sind nahezu regelmäßig Jagdbesuche der markgräflichen Jagdgesellschaft in Sulz verzeichnet. Die Wildmeisterei am Dorfplatz, der Totenschild des Markgrafen Joachim Ernst in der Kirche und Baurückstände im Klostergebäude sind Zeichen dieser Zeit.


Markgraf Georg Friedrich (1543 bis 1603) war wohl auch dafür verantwortlich, dass 1556 der erste lutherisch ausgebildete Pfarrer, Kaspar Viehweg, nach Sulz gesandt wurde. Viehweg war ein engagierter junger Geistlicher, vom Studium in Wittenberg kommend, der mit großem Eifer die Gründung einer evangelischen Gemeinde für Sulz und Dombühl durchsetzte. Seine besonderen Leistungen:

  • Wiederinstandsetzung der Kirche 1573
  • Umbau des vorhandenen Torhauses zum Pfarrhaus
  • Einführung der Kirchenbücher (Taufen, Eheschließungen, Bestattungen)
  • Handschriftliche Anfertigung eines kunstvoll gestalteten Liederbuches zum Erlernen der evangelischen Kirchenlieder


Das weitere Schicksal der Klostergebäude


17.und 18. Jahrhundert: Klosterverwalter betreuen die ehemaligen Klosterbesitzungen. Die Gebäude der Klosterwirtschaft werden an Privatleute verkauft (Klostermühle, Landwirtschaft, Wildmeisterei u.a.). Die Klosterwälder bleiben Herrschaftswald, später königlicher Wald, heute Staatswald.

1687: Eine Dorfschule wird in einem ehemaligen Amtshaus eingerichtet. Die Kirche bekommt eine Orgel. Die Schullehrer sind gleichzeitig die Organisten.

1802: Die Schule wird in das ehemalige Konventsgebäude verlegt. Schulökonomie und Lehrerwohnung werden eingebaut (Schulscheune, Stallungen).

1839: Das ehemalige Tor-und Pfarrhaus wird abgebrochen und ein neues Pfarrhaus gebaut, heute Gemeindehaus.

1976: Die Volksschule Kloster Sulz wird im Zeichen der Gebietsreform aufgelöst. Im ehemaligen Klostergebäude wird der Kindergarten für die Gesamtgemeinde Dombühl eingerichtet.


(Verwitterte) Hinweistafel über dem Eingangsbogen


Über dem Eingangsbogen der Kirche befindet sich eine Hinweistafel, die stark durch die Verwitterung gezeichnet ist. Ihre Inhalte lauten:

 

Oben

Die gekrönte Patronin der Kirche, Jungfrau Maria, die auf dem linken Arm das Jesuskind trägt.

Inschrift

Anno Domini 1501 Jahr ward gemacht dieser Bau. Unten links das Wappen derer „von Aufsess.“ Brigatta von Aufsess ist die Wiedererbauerin.

Mitte 

1525 ist im Bauernkrieg diese Kirch verbrennet worden.

Unten 

1573 hat der hochgeborn Fürst Georg Friedrich zu Brandenburg diese Kirche wiederum erbauen lassen.

  
 

 

 


 

 

Text & Bilder von Johannes Haider, Kloster Sulz | Zeichnungen Walter Seidel

In Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Pfarramt Dombühl/Kloster Sulz und den Kirchweihfreunden Kloster Sulz