Evang.-Luth. Kirche

St. Nikolaus in Fürnheim (Stadt Wassertrüdingen)


 


Bau- und Entstehungsgeschichte


In einer Urkunde aus dem Jahr 1257 wird das Kirchdorf Fürnheim zum ersten Mal erwähnt, als Pfarrer Heinrich Brechter seine Rechte an der damaligen Kirche zu Vuhrenawe an die Brüder des Deutschordenshauses in Oettingen übertrug.

Doch es gibt einen noch älteren Zeugen: Über dem nördlichen Eingang der heutigen Kirche ist ein Stein eingemauert, der ehemals der Schlussstein im Chorbogen des alten Kirchleins gewesen sein soll. Er trägt die Inschrift: Anno Domini 1027.

Im 11. Jahrhundert also war Fürnheim schon ein Kirchdorf. Dass die Gründung der Pfarrei in dieser Zeit erfolgte, beweist auch der Name der Pfarrkirche: St. Niklas. Der Hl. Nikolaus war damals ein sehr beliebter Heiliger, dem viele Kirchen geweiht wurden.

Fürnheim hatte neben dieser Pfarrkirche auch noch eine Kapelle: Die Kirchenstiftungsrechnungen bis zum Jahre 1727 lauten auf „St. Niklas und der Capellen zum Hl. Blut“. Südlich des Ortes liegt eine Anhöhe, die Kappelbuck genannt wird. Dort vermutet man den Standort der Kapelle.

  
 

1546 wurde die Reformation eingeführt.

1562 kam der erste lutherische Pfarrer nach Fürnheim.

1817 bis 1820 wurde unter Pfarrer Karl Wilhelm Heinrich Stierlein das Kirchenschiff in seiner heutigen Größe neu gebaut. Die Grundmauern des Viereckturms blieben erhalten. Ihnen wurde ein Achteck aufgesetzt, das 4 Glocken beherbergt. Äußerlich wurde am Kirchengebäude seit seiner Errichtung nichts verändert. Pfarrer Stierlein war 44 Jahre lang Seelsorger der Gemeinde. Sein Grab liegt an der Südseite der Kirche.

1868 viele Dorfbewohner starben an einer Epidemie. Der um die Kirche gelegene Friedhof wurde zu klein. Ein neuer Friedhof wurde am Dorfrand angelegt.

1945 am Konfirmationstag wurden die Fenster der Kirche durch Explosions-Luftdruck zerstört.

2003 wurde im Rahmen der Dorferneuerung, der Dorfplatz und der Eingangsbereich vor der Kirche, unter Einbeziehung eines Teils des alten Friedhofs neugestaltet. Die Kirche ist nun auch barrierefrei erreichbar; Brunnen und Bänke des Platzes laden zum Verweilen ein.



Kleine Geschichte der Kirchengemeinde


Seit der Entstehung der Kirchengemeinde gehören die Weiler Himmerstall und Goschenhöfe zur Pfarrei.

1813, also noch vor dem Kirchenneubau, ließen sich die evangelischen Bauernfamilien aus Eitersberg nach Fürnheim umpfarren. Eitersberg ist von Fürnheim aus der erste Ort im Schwäbischen.

1928 Reichenbach und die Stahlhöfe wurden aus der Kirchengemeinde Aufkirchen ausgegliedert und in die Kirchengemeinde Fürnheim aufgenommen. Aus Platzgründen wurde deshalb eine Empore an der Westwand eingezogen, die aber 1962 aus stilistischen Gründen wieder entfernt wurde. Für die kleine Gemeinde mit ca. 330 Mitgliedern ist die Kirche mit ihrer ungewöhnlichen Innenraumgestaltung ein liebgewonnener Ort. Die halbkreisförmige Bankanordnung eignet sich gut für lebendige Gottesdienstformen z.B. bei Familiengottesdiensten.

Seit 1960 gibt es keinen eigenen Pfarrer mehr im Ort. Bis 1998 wurde die Kirchengemeinde von Gerolfingen aus verwaltet. Seit dem Jahr 2000 werden die selbständigen Kirchengemeinden Fürnheim und Röckingen von einem gemeinsamen Pfarrer betreut.




(Innen-) Ausstattung von St. Nikolaus


Innenraum der Kirche

1965/66 wurde dieser letztmalig renoviert und dabei grundlegend umgestaltet. Die Bänke wurden so gestellt, dass der Blick der Gemeinde von drei Seiten auf Kanzel, Altar und Taufstein gerichtet ist – Wort, Anbetung und Sakrament sollen die Mitte des Gottesdienstes und des Gemeindelebens sein.

Am Kranzgesims des Schiffes blieb das umlaufende Fries mit Reben und Weinblättern aus der Bauzeit der Kirche erhalten. Ebenso die Supraporten über Nord- und Südeingang mit Blumengirlanden.

An der östlichen Wand überspannen drei Bögen den Raum. An beiden Seiten wurden die Bilder angebracht, die vor der Renovierung raumprägend waren: Das ehemalige Altarbild links oben, eine Auferstehungsszene; links unten die 2006 renovierte Bautafel der Kirche. Martin Luther und Philipp Melanchton, die „Väter“ der Evangelischen Kirche auf der rechten Seite (Nachbildungen).

1975-1990 die Webteppiche der Kirche wurden vom Künstlerehepaar Münch aus Mainburg angefertigt. Der Wandteppich hinter der Kanzel stellt eine Szene der Bergpredigt dar.

In die Paramente am Altar sind verschiedene biblische Szenen und Symbole eingearbeitet.

2006 der Taufstein wurde neu errichtet. Die Inschriften und Symbole erinnern an das Taufsakrament.

 

Orgel

Baujahr 1885, Opus 283, mechanisch, 1 Manual, 9 Register. Hersteller ist die Firma Steinmeyer aus dem benachbarten Oettingen. Der Orgelprospekt mit fünf Rundbogenöffnungen stammt aus dem Jahr 1820.

 

Glocken

1777 zwei Bronzeglocken wurden in Dinkelsbühl gegossen.

Im Ersten Weltkrieg wurde eine davon abgenommen und eingeschmolzen. Als Ersatz kam eine Stahlglocke auf den Turm. Im zweiten Weltkrieg wurde die Zwillingsschwester der eingeschmolzenen Glocke vom Turm geholt, doch sie kam 1947 wieder zurück.

1965 wurde der Glockenstuhl erneuert.

Die alte Stahlglocke wurde entfernt und eine neue Glocke von Karl und Mina Tremel gestiftet. Seitdem erklingt wieder ein harmonisches vierstimmiges Geläute vom Kirchturm ins Tal und lädt die Gläubigen in das Gotteshaus ein.

 


 

Text von Irmgard Zäh und Lilly Engelhard, Bilder von Lilly Engelhard und Timo Saur