Evang.-Luth. Kirche

Zur Heiligen Dreifaltigkeit - Stadtkirche Wassertrüdingen


 



Bau- und Entstehungsgeschichte


Nach alter Überlieferung war die erste Gemeindekirche in Wassertrüdingen dem Heiligen Willibald geweiht. Willibald, der erste Bischof von Eichstätt, 745 von Bonifatius in das neu errichtete Bistum eingesetzt, befestigte im Gebiet der Altmühl, auf dem Hahnenkamm und bis in den Hesselbergraum den Glauben an Jesus Christus. In der Liste der Kirchen, die der Eichstätter Bischof Gundekar II. (1057-1075) weihte, erscheint eine Wassertrüdinger Gemeindekirche. Später trägt sie den Namen des Hl. Sigismund und des Hl. Georg. Im 13. Jahrhundert wird der Hl. Wilhelm als erster Kirchenpatron genannt. Errichtete man damals bereits die dritte Kirche, vielleicht die erste gotische – oder hatte man nur weitere Reliquien erworben? Die Quellen schweigen. 1388 überstand die Stadtkirche den großen Brand, als die Dinkelsbühler hier einfielen und die Stadt in Brand setzten. Ab 1528 werden in der Stadtkirche evangelische Gottesdienste gefeiert. 1634, im Dreißigjährigen Krieg, nimmt der bayerische General Jean de Werth die Stadt ein. 

Der 24. August, der Bartholomäustag, 1634, ist der schwärzeste Tag in der Geschichte Wassertrüdingens. Fast die ganze Stadt ging in Flammen auf, so auch die Kirche, das Dekanat und das Rathaus. 1650 ging die kleine – übrig gebliebene – Schar der Wassertrüdinger Bürger unter Baumeister Hans Schön an den Wiederaufbau der Kirche. Mit dem Wachstum des Städtchens durch Zuzug der österreichischen Exulanten musste ein Neubau der Kirche geplant und ausgeführt werden. 1729/30 zeichnete der in Wassertrüdingen geborene und am Hof in Ansbach tätige Baumeister David Steingruber einen ersten Plan dazu. Der Neubau wurde dann vom Ansbacher Hofbauamt unter Leopoldo Retty von 1738-1740 ausgeführt. Dabei integrierte man den gotischen Chor der Vorgängerkirche, das Kirchenschiff wurde zur Höhe des Chores hochgezogen. Die Kirche wurde immer wieder renoviert und erneuert, zuletzt in den Jahren 2001 – 2004. Die Orgel stammt aus dem Jahr 1965, sie wurde von der Firma Steinmeyer in Oettingen gebaut.






Rundgang durch die Stadtkirche


Wenn Sie den Mittelgang nach vorne gehen, fällt zu allererst der spätmittelalterliche Flügelaltar ins Auge. Er passt nicht zu der geschlossenen Einheit des Markgrafen - Barocks. Treten Sie näher, entdecken Sie ein wunderschönes Werk mittelalterlicher Schnitz- und Altarkunst. Im Mittelteil ist die Anbetung Jesu durch die Heiligen Drei Könige zu sehen. Einer der Könige kniet mit seinem Geschenk vor dem Jesuskind, das seine Hand zur Schatztruhe hin ausstreckt. Josef erscheint am rechten Rand. Im Hintergrund verfolgen die Zaungäste staunend die Szene und nehmen mit in die Geschichte hinein. Aus der Tiefe des Altars kommen die Menschen um anzubeten. Die Seitenflügel zeigen Szenen aus der Weihnachtsgeschichte: Oben links verkündigt der Erzengel der erstaunten Maria die Schwangerschaft. 

  
 

Diese macht sich dann auf den Weg zu ihrer Verwandten Elisabeth, die Begegnung der beiden Schwangeren ist rechts oben zu erkennen. Links unten ist die Geburt Jesu dargestellt. Maria und Josef, Ochs und Esel, der Engel mit dem „Gloria in Excelsis Deo“ schwebt über der Szene. Dem jüdischen Gesetz entsprechend bringen die Eltern das Kind in den Tempel, dort begegnen sie dem alten Simeon.

 

Spätgotischer Flügelaltar

Er stand früher in der Marienkapelle in der Kapellgasse. Ein unbekannter Meister hat ihn gegen Ende des 15. Jahrhunderts geschnitzt und gemalt. Als der Friedhof vor die Stadt verlegt wurde, kam der Altar in die dortige Johanniskapelle. In ihr überdauerte er den dreißigjährigen Krieg, die Zerstörung der Stadt 1634. Seit 1935 schmückt er den Chor der Stadtkirche und gibt ihr die geheime Mitte. In ihm kommt Gottes Heil zu den Menschen. In der Advents- und Passionszeit ist der Altar, wie unten zu sehen, geschlossen.

 

Predella

In der Predella des Altars ist eine Szene zu entdecken, die in die zentrale Verkündigung Jesu führt: Jesus ist zu Gast bei dem Zöllner und isst mit ihm. Eine Frau – wohl Maria Magdalena – tritt herein – fällt Jesus zu Füßen und weint. Die durch die Tränen nassen Füße Jesu trocknet sie mit ihren Haaren – eine fast skandalöse Szene und doch lässt Jesus es sich gefallen.

 


 

Quellen

Text: Hermann Rummel (ehem. Dekan)

Bilder: (u.a.) Johannes Strecker und Beate Kißlinger