Evang.-Luth. Kirche

St. Jakobus in Ehingen


 


Entstehungs- und Baugeschichte


Es ist unklar, wann die erste Kirche in Ehingen erbaut wurde. Tatsache ist, dass Bischof Otto von Eichstätt (1182 – 1196) in Ehingen eine Kirche geweiht hat.

1524 Auf der Südseite der Kirche baute man eine Kapelle an, die später nach außen geöffnet wurde. Sie dient nunmehr als überwölbte Eingangshalle („Käppele“ genannt) und hat gotische Kreuzrippen, die köpferlos in den Ecken auslaufen in der Vierung mit Schlußstein. An den Seitenwänden der Eingangshalle befinden sich die Grabtafeln von Pfarrer Christian Tobias Possin und seiner Gattin, der von 1750 – 1777 als Pfarrer in Ehingen wirkte. Er verstarb 1782 in Ehingen.

1528 Einführung der Reformation durch den Landesherrn und erste Visitation durch die Superattendenten Althammer und Rurer.

1648 Das Kirchengebäude musste viele Tur­bu­lenzen und Kriege erleiden. Am Samstag vor Lätare, am 29. März, kurz vor dem Ende des Dreißigjährigen Krieges bedeutete das sogar das Ende des ursprünglichen Baus. Durch­ziehende französische und schwedische Truppen zündeten das Gebäude an und legten es in Schutt und Asche. Sogar die Glocken stürzten herab und schmolzen. Wie der Kirche ging es vielen Gebäuden in Ehingen.  

1662 Einweihung nach Wiederaufbau der zerstörten Kirche.

  
 

1713 Ein Blitzeinschlag setzte den Turm in Brand. Nur durch den beherzten Einsatz von Leonhard Gattermayer, der in das obere Stock-werk stieg und den „Brand“ herunterwarf, konnte das völlige Abbrennen der Kirche verhindert werden.

1767 begann unter Johann David Steingruber die Generalsanierung. Dabei wurde der bisherige Sakristeianbau entfernt. Nach der Verlegung der Sakristei in das Untergeschoss gab es eine zweite Sakristei im Obergeschoss des Turmes. Kanzel und Orgel wurden von den ur-sprünglichen Plätzen entfernt. Die von Schreiner-meister Doberer 1699 gefertigte Kanzel wurde in den heutigen Kanzelaltar eingefügt; darüber installierte man die Orgel. Der Altar hat einen flachen Aufbau, beiderseits des Kanzelkorbes gemalte, gedrehte Säulen. Im Kanzelkorb in Muschelnischen befinden sich Figuren. In der Mitte Christus, davon links und rechts je zwei Evangelisten. Der Schalldeckel ist bekränzt mit Engelsköpfen, Ziergiebel und Kreuz.

1773 Vor einigen Jahren wurden eine ursprünglich versilberte Totenkrone von 1773 wiederentdeckt. Sie hat einen würdigen Platz in der Kirche erhalten. Die Krone wurde ledigen Verstorbenen auf den Sarg gebunden.

1827 Bei Renovierungsarbeiten wurde die Wand, an der die Kanzel und der Altar angebracht waren, um vier Fuß nach vorne ins Langhaus versetzt. Damit wurde ein Raum hinter dem Altar gewonnen und gleichzeitig der Orgelstand vergrößert.





1948 wurden die 31 Bilder in den Kassetten der Empore bei Renovierungsarbeiten freigelegt. Die Porträts der Apostel und Evangelisten des Neuen Testaments wurden von Wandermalern hergestellt. Zwischen den Portraits finden sich biblische Szenen. Die Auferstehungsszene gegenüber der Kanzel, stammt von Jodokus Kepner, einem Ortspfarrer. Alle Bilder entstanden in den Jahren 1663 bis 1699.

Auf den Kassetten der Empore sind abge­bildet: Die Apostel Matthias, Matthäus, Bartholomäus, Johannes, Andreas, Judas, Thaddäus, Simon, Phillippus, Thomas, Jakobus den Älteren, Petrus und Jakobus den Jüngeren mit ihren ent-sprechenden Symbolen. Simon mit der Säge, weil er lebendigen Leibes zersägt worden sein soll; Andreas mit dem schrägen gleichschenk-ligen „Andreaskreuz“, an dem er den Märtyrertod erlitten hat; Petrus im Blick auf Matth. 16,19 mit zwei Kirchenschlüsseln; Johannes mit dem Kelch, über dem die Schlange züngelt, jedoch durch den Segen des Apostels entgiftet und gebannt. Die Ober- und Untergewänder sind in leuchtenden Farben gehalten, wobei grün und blau, rot und weiß, hellgrau und beige miteinander abwechseln. Einander gegenüber befinden sich Johannes der Täufer, der eine Taufschale ausgießt und in der anderen Hand einen Kreuzesstab hält, um den sich ein Band schlingt, mit der lateinischen Inschrift Ecce agnus Dei (Siehe, das ist Gottes Lamm), und König David im purpurnen Königsmantel, auf der Harfe in Andacht das Lob Gottes spielend.

1949 Der Taufstein aus dem Jahr 1699, gefertigt von Schreiner und Schulmeister Abraham Doberer, wurde in Nürnberg vom  Kirchenmaler Franz Wiedl gründlich renoviert. Der von Bildhauer Fischer geschnitzte, kronenförmige Aufsatz erhielt vergoldete Verzierungen. Im Rahmen der Renovierung 2014 wurde der Taufstein wieder aufgefrischt. Auch die Kirchenbänke erhielten einen neuen Anstrich.

2012 - 2015 Grundlegende Erneuerung und Renovierung erfuhr die Kirche auch im Inneren. Der Altarraum wurde neu gestaltet und den Erfordernissen angepasst. Wichtig war Pfarrer Walter Huber und dem Kirchenvorstand, dass der ursprüngliche Charakter der Kirche erhalten blieb, der Raum jedoch zeitgemäßer genutzt werden kann. Der neue Altar, der in der Lichtachse der beiden Seitenfenster steht und aus heimischem Muschelkalk gebaut ist, soll in seiner schlichten, aber massiven Form zeigen, wozu er dient: Der Sammlung der Gemeinde, zum Mahl der Versöhnung und der Gemeinschaft.

Die rote Kerbe im Kreuz, das sich durch den Altarblock schiebt, steht für die Liebe Gottes, die bis an den Rand des vorstellbaren geht und darüber hinaus tief in uns einsenkt. Die Bodenplatte und der Stein unter der Kanzel sind aus demselben Material wie der Altar. Dadurch soll aufgezeigt werden, dass der neue Altar eigentlich zur Kanzel-Altar-Wand gehört.