Evang.-Luth. Kirche

St. Nikolaus in Ruffenhofen (Markt Weiltingen)


 


Entstehungsgeschichte


Es waren wohl hauptsächlich angelsächsische Missionare, die das Christentum in die Gegend um den Hesselberg brachten. 3 km östlich von Ruffenhofen taufte im 8. Jh. St. Wunibald von Heidenheim an der heute noch fließenden „Wunibaldsquelle“. Vielleicht aber waren Spuren des Christentums schon zur Zeit der römischen Herrschaft vorhanden, denn östlich von Ruffenhofen lag im sogenannten „Bürgfeld“ eines der größten Kastelle am rätischen Limes. Dass der Kirchturm der St. Nikolauskirche auf den Grundmauern eines römischen Wachturms steht, ist wohl eher eine Sage. Mit Sicherheit aber wurde  mancher Stein von den Ruinen des Kastells im Kirchenbau vermauert. Vielleicht ist auch das Dorf nach einem Römer namens „Rufus“ benannt, der sich hier ansiedelte.

  
 

 

Baugeschichte


Über die Erbauung der St. Nikolauskirche liegen keine urkundlichen Nachrichten vor. Der Historiker Steichele setzt die Entstehung bereits im 11. Jh. an.



1245 erste urkundliche Erwähnung des Dorfes ‚Ruvenhofen’. 

In den ‚Bayerischen Kunstdenkmalen’ wird das Gotteshaus als „einheitliche Anlage aus der 2. Hälfte des 14. Jh.“ bezeichnet.

1346 erste urkundliche Erwähnung der Kirche.

1350 Reichnis an die ‚ewige Messe in Wittelshofen’.

1448 im Städtekrieg verwüstet.

 

1485 Instandsetzung der Kirche laut Bauinschrift.

1671 und 1806 Reparaturen an der Kirche.

1953 Innenrenovierung mit Freilegung der Fresken.

1967 Erneuerung des von einem Orkan zerstörten Turmdachstuhles und der Dacheindeckung von Turm und Langhaus.

1982 Außeninstandsetzung.

1985 Pflasterung des Kirchenwegs.



 

Baubeschreibung


Die Kirche wurde als Wehrkirche errichtet. Die großen Eckquadern an Turm und Langhaus geben der Kirche bis heute ein wehrhaftes Aussehen. Nord- und Westwand des Langhauses sind fenster-los. Die Südwand des Langhauses und die Süd- und Ostwand des Chores im Turmuntergeschoß durchbrechen schmale, schießscharten-ähnliche Lichtschlitze. Über dem spitzbogig geschlossenen Portal an der Südseite befindet sich die Bauinschrift von 1485. Der Chor besitzt ein tief herabgezogenes Kreuzrippengewölbe. Schlussstein mit Deutschordenskreuz. Der Fußboden von Chor und Langhaus ist mit quadratischen Ziegelplatten belegt. Ein spitzbogiger Chorbogen trennt das Schiff vom Chor.





 

Inneneinrichtung


So urtümlich, wie sich die Kirche im Äußeren darstellt, ist auch ihr Inneres. Sie zeigt heute noch ziemlich unverfälscht den Innenraum einer mittelalterlich Dorfkirche

Altäre

Von den ehemals drei Altären ist keiner mehr vollständig erhalten. Der nördliche Seitenaltar wurde ganz abgebrochen, vom südlichen Seitenaltar ist die Mensa erhalten. Der Hauptaltar, der um 1480 aufgestellt wurde, ist fast vollständig erhalten. Auf der großen Steinmensa stehen die Predella und der Mittelschrein eines spätgotischen Altars. Im Schrein, der oben von Maßwerk abgeschlossen ist, befinden sich drei Figuren: Johannes der Täufer (links), der Kirchenpatron St. Nikolaus (Mitte) und St. Markus mit dem Löwen (rechts). Bei Johannes dem Täufer soll es sich um die alte Altarfigur der Mutterkirche St. Johannes zu Aufkirchen handeln, die beim Brand der Aufkirchener Kirche 1634 gerettet wurde und später nach Ruffenhofen kam. Der Schrein wird von einem ‚Thomaschristus’ bekrönt. Die Altarflügel sind verschollen. Ein Flügel der heute leeren Predella hängt über dem südlichen Seitenaltar, der andere Flügel ist nur noch als Fragment erhalten.

Taufstein

Der kleine barocke Taufstein (aus Holz gefertigt) steht unter der Kanzel und wird bei Bedarf in den Chor getragen.

  
 

Kanzel

Die Kanzel stammt aus unterschiedlichen Jahrhunderten. Während der Deckel auf das Jahr 1572 datiert ist, bezeichnet eine Inschrift den Korpus als Stiftung des „Hanß Fickel, Miller allhie“ aus dem Jahr 1668. Die Kanzel soll ebenfalls aus Aufkirchen stammen.

Empore

Die einfache Westempore wurde um 1485 eingebaut. Querbalken der gefelderten Brüstung mit Ranken bemalt. Emporenstützen mit angeblatteten Kopfbändern.


Fresken

Die Kirche weist eine Reihe mittelalterlicher Fresken auf. Gegenüber dem Haupteingang fällt der Blick auf ein riesiges Christopherusfresko, das wohl aus dem frühen 14. Jh. stammt. Die weit geöffneten Augen des Heiligen haben einen merkwürdig starren, um nicht zu sagen wilden Blick. Rechts daneben etwas kleiner St, Nikolaus und ein weiterer Heiliger (St. Adalbert?) und in der Fußpartie der Heiligen die Stifter des Gemäldes. „Diß gemal hat lasse machen Kuche Claws und sey haußfraw. Gott sey beid barmhertzig und gnadig“ ist da zu lesen. – Das Chorgewölbe zieren die Symbole der vier Evangelisten. An der Süd- und Ostwand des Chores winden sich dünne Ranken empor. Die Darstellung des Mannawunders an der Nordwand des Chores stammt aus dem 15. Jh. Im Chor und Langhaus wurden zusammen mit den genannten Fresken 1953 auch die Apostelkreuze freigelegt.

  
 

Glocken

Die Kirche besitzt zwei Glocken, eine kleinere unbezeichnete Glocke wohl aus dem 14. Jh. und eine Glocke von 1471. Sie hängen in einem mittelalterlichen Glockenstuhl.

Türschloss

Nicht unerwähnt bleiben soll das große Kastenschloß von 1773, das mit einem mächtigen Schlüssel nur von außen geöffnet werden kann. Gar mancher Kirchenbesucher hat sich schon selbst in die Kirche eingesperrt, wenn er von innen den Riegel vorgeschoben hat, der sich, einmal eingeschnappt, von innen nicht mehr öffnen läßt,

Kirchenspieß

An der Nordwand des Langhauses hängt noch der Kirchenspieß, mit dem bis in die 50er Jahre des 20. Jh. jeder Gemeinderechtler während der Gottesdienstzeit im Dorf ‚Kirchenwache’ halten musste.

Chorgestühl

An der Nord- und Südseite des Chores mit acht bzw. neun Stallen. 16./17. Jh. Der jeweils älteste Bewohner eines Anwesens mit Gemeinderecht hat seinen Platz im Chor.

Kirchweihstuhl

Bis zur Ablösung des „Kirchweihmahles“  im Jahr 2002 saß am Kirchweihtag derjenige Hofbesitzer im Kirchweihstuhl unter dem Chorbogen, der die Pfarrfamilie zum Kirchweihmahl hatte.

Langhausgestühl

Das Langhausgestühl, eines der ältesten Kirchengestühle Bayerns an Ort und Stelle stammt wohl aus dem 14. Jh. In zwei gewaltige, zum Einsteigen in die einzelnen Bankreihen ausgekerbten Längsbalken sind die herzförmig zugehauenen Wangen eingezapft. Die Sitze, die ursprünglich wohl auch nur aus Balken bestanden, wurden im 18. Jh. durch Bretterbänke ersetzt.