Evang-Luth. Kirche

Heilige Dreifaltigkeit in Unterschwaningen


 


Baugeschichte


"Die Dreifaltigkeitskirche Unterschwaningen ist einer von vier Sakralbauwerken des Hofbaudirektors Leopold Retty im Fürstentum Brandenburg-Ansbach. Die Kirche präsentiert sich ohne gestalterische Brüche und wurde nicht mehr überboten. Es ist der Höhepunkt des barocken evangelischen Kirchenbaustils."

- Denkschrift zum 250. Todestag von Retty/Karl-Heinz Kurzidem -

  
 

 


Die Dreifaltigkeitskirche ist nicht das erste Gotteshaus in Unterschwaningen. Die Vorgängerkirchen standen im Bereich des Schlosskomplexes im südlichen Innenhof des markgräflichen Marstalls. Bereits im 7./8. Jahrhundert soll dort bereits eine Holzkapelle gestanden sein. Diese Kapelle wurde in den späteren Jahrhunderten durch Steinkirchen ersetzt.  Die letzte an diesem Standort im Jahr 1388 der Maria geweihte Kirche dürfte ab etwa 1735 abgebrochen worden sein. Die Pläne für einen Kirchenneubau gehen auf die Jahre 1720 bis 1723 zurück. Die Bitte des damaligen Ortspfarrers an die Ansbacher Fürsten wurden aber von Markgräfin Christiane Charlotte, der Eigentümerin des Besitztums Unterschwaningen, abgelehnt. Gründe dafür dürften die Übernahme der Regierungsgeschäfte und Vormundschaft über den noch unmündigen Sohn Carl Wilhelm Friedrich gewesen sein. Ihr verstorbener Gatte Markgraf Friedrich Wilhelm hatte diese Festlegungen im Testament getroffen. Nach dem Sohn Carl Wilhelm Friedrich mit der preußischen Königstochter Friederike Louise verheiratet und für volljährig erklärt wurde, wird 1733 ein Erbprinz geboren und die neue Landesfürstin Friederike Louise erhält ebenso wie ihre Schwiegermutter 20 Jahre vorher Unterschwaningen auf Lebenszeit geschenkt.

Friederike Louise beauftragt Hofbaumeister Leopold Retty mit Planfertigung und befiehlt die Errichtung eines neuen Gotteshauses. Zunächst war geplant eine Hofkirche zu errichten, es stellte sich aber heraus, dass der ausgesuchte Baugrund sich nicht für die Errichtung einer Kirche eignete. So entschloss man sich, das Gotteshaus in der Mitte des Dorfes gemeinsam mit der Gemeinde zu erbauen.

Nach Ablösung landwirtschaftlicher Gebäulichkeiten fand am 22. September 1738 die Grundsteinlegung statt. Der Bau der Kirche geht sehr schnell voran, 1740 kann Richtfest gefeiert werden und 1741 ist der Turm errichtet. Der vorliegende Bauplan zur Kirche wurde insbesondere in der Gestaltung des Kirchturms und der Fassaden mehrmals geändert. Retty ließ seine gewonnenen Erkenntnisse, insbesondere bei der Fassadengestaltung, beim Bau des Schlosses Ludwigsburg einfließen. Da Baumeister Retty in den Krieg ziehen musste, verzögert sich der Kirchenbau um etwa zwei Jahre. Retty kehrt zu Jahresbeginn 1743 aus dem Krieg zurück und vollendet in wenigen Monaten die Fertigstellung des Gotteshauses.

Am 12. Mai 1743 wird die Kirche eingeweiht. Nach etwa 90 Jahren muss die Kirche aufwendig saniert werden. Nach Abschluss der Renovierung kommt es zu einem zehnjährigen Streit zwischen der Kirchengemeinde Unterschwaningen und dem Finanzministerium des 1806 gegründeten Königreichs Bayern.

Nach einem Streit, der ein Jahrzehnt dauert, entscheidet der bayerische König, dass er keinen Anlaß habe die Unterhaltskosten zu tragen. Die Begründung: „Den Kirchenbau habe die Markgräfin befohlen und einen Teil der Baukosten aus ihrer eigenen Schatulle bezahlt“. Wer nun glaubt, der Markgraf habe den Bau finanziert, unterliegt einem Irrtum. Der Fürst bezahlte nur die Inneneinrichtung, für alle weiteren Baukosten mussten die beiden Kirchengemeinden Unter- und Oberschwaningen aufkommen.





 

Zum Baustil

 

Die Kirche ist im Barockstil erbaut, wirkt nüchtern, streng und kühl, trägt wenig Schmuck so wie alle Kirchen im sogenannten Markgrafenbarock. Den Innenraum des Gotteshauses beherrschen der aufstrebende mit Akanthusornamenten ausgeschmückte Kanzelaltar und die gegenüberliegende Fürstenloge. Das Gestühl und die Doppelemporen folgen dem ovalen Grundriss der Kirche. Die Fenster sind zweigeschossig angeordnet, Unten kleine Stichbogenfenster und darüber hohe Rundbogenfenster, die über zwei Stockwerke reichen. Das Gesims über den Emporen zieht sich ohne Unterbrechung und unterstreicht das Oval des Gotteshauses. Hinweise für den genialen Baumeister Retty sind die toskanischen Säulen, die Rundornamente an den beiderseitigen Emporbrüstungen und die ovalen Öffnungen an den Treppengeländern und an der sogenannten Sängerempore über der Fürstenloge. Die Anordnung des Taufbeckens und eines Opferstocks im Bereich des Altars ergeben einen „Aha“-Effekt. Dieser Aufbau ist theologischen Gründen geschuldet.






 

Besichtigung der Kirche und der Schlossanlage


Führungen durch die Dreifaltigkeitskirche und den ehemaligen Schlossbereich von Unterschwaningen werden regelmäßig angeboten. 

Termine: Rund ums Jahr | Jeder 4. Sonntag im Monat | Keine Anmeldung nötig

Beginn: 14.00 Uhr (Dauer etwa 90 Minuten)

Gruppenführungen Kirche/Schlossbereich und separate Führungen durch die Kirche sind nach Voranmeldung möglich und dauern zwischen 30 und 90 Minuten.

Treffpunkt zu allen Führungen ist der Rathaushof Unterschwaningen/Eingang Friederike-Luise-Saal oder eine vereinbarte Örtlichkeit.