Katholische Stadtpfarrkirche

Mariae Himmelfahrt (Liebfrauenmünster) in Wolframs-Eschenbach


 



 

Baugeschichte


Die Vorgängerbauten

Auf dem Hügelsporn oberhalb des Tales standen seit seiner Gründung des Dorfes Obereschenbach im 8. Jahrhundert die dazugehörigen Kirchen inmitten eines Friedhofes.
Beim ersten fassbaren Kirchenbau an dieser Stelle handelt es sich um eine Holzkirche. Diese wurde im 10. Jahrhundert, wahrscheinlich im Zuge der Ungarneinfälle, zerstört.
Anstelle dieser Holzkirche trat dann im 10. Jh. die erste Steinkirche (K-1), als Saalkirche mit Rechteckchor und später angebautem Westturm. In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts brannte diese Kirche völlig ab.
Danach wurde, spätestens in der zweiten Hälfte des 12. Jhds., eine neue größere zweite Steinkirche (K-2) erbaut. Die Ausmaße dieser Steinkirche, die mit ihrer halbrunden Apsis über den heutigen Chor hinausragte, war mit über 40 m Gesamtlänge (Chor, Langhaus, Turm) beachtlich und zeigt die damalige Bedeutung von Eschenbach. Diese Kirche dürfte wegen ihrer Mauerstärke von 1,45 m ein Gewölbe besessen haben. Vor 1300 erweiterte man das Langhaus dieses Vorgängerbaues um ein südliches Seitenschiff.

  
 

Die Zeit der Romantik und Gotik

Ab 1250/60 wurde der Turm der Vorgängerkirche (K-2) abgebrochen und durch einen dreigeschossigen spätromanischen Turm ersetzt, der an das noch stehengebliebene Langhaus der Vorgängerkirche (K-2) angebaut wurde. 1260/70 baute man den Chor um und fügte an seiner Südseite die alte Sakristei an.
Um 1270/1310 wurde das alte Langhaus des Vorgängerbaues (K-2) abgebrochen und das heutige unter Einbeziehung des Turmes vom Deutschen Orden errichtet.
Die Dächer von Chor und wahrscheinlich auch des Langhauses erhöhte man 1453/54.
1465/66 wurde der Kirchturm um zwei spätgotische Geschosse auf seine heutige Gestalt erhöht.
Wegen der bis zu sieben Geistlichen, war 1481 der Anbau einer neuen Sakristei an der Nordseite des Chores notwendig geworden.



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Die Zeit des Barocks
Wegen des Wunsches nach mehr Helligkeit in der Kirche erweiterte man 1713 die gotischen Langhausfenster auf der Nordseite, 1720 folgten dann die südlichen Fenster. 1719/20 erfolgte auf Anregung des damaligen Deutschordens Landkomturs der Ballei Franken, Karl Heinrich Ritter von Hornstein, die Barockisierung der gesamten Kirche. An der Stelle, an der die „Librey“, die als Pfarrbibliothek schon lange nicht mehr genutzt wurde, errichtete man 1749/51 die heutige Seitenkapelle. Dadurch sollte das Gnadenbild, eine Kopie der sieben Schmerzen Mariens einen würdigen Platz erhalten.

Regotisierung
Auf Vorschlag des Eichstätter Bischofs erfolgte 1875/78 die Regotisierung der Pfarrkirche. Die Planung wurde dem Regensburger Domvikar Georg Dengler übertragen, der die barocke Ausstattung entfernen und durch eine neugotische ersetzen ließ.

Die letzten Renovierungen
Bei der Renovierung 1946 wurden die neugotischen Wandgemälde und Teile der neugotischen Ausstattung entfernt. 1956 hat man den Turm samt seiner bunten Bedachung renoviert. 1975 wurde die Kirche durch den Kirchenrestaurator Seefried aus Spalt restauriert. In den Jahren 1985-1990 erfolgte eine gründliche Außenrenovierung durch die Fa. „Nördlinger St. Georgsbauhütte“. 2000/2001 folgte dann auf Anregung des Eichstätter Bischofs Dr. Walter Mixa eine gründliche Innenrestaurierung des Münsters wodurch die Kirche ihr heutiges Aussehen erhielt. 2003 musste der Kirchturm, dessen Dach schadhaft geworden war, mit einem erheblichen Aufwand saniert werden.

 


 


Bedeutung



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Das vom Deutschen Orden als Ordens- und Pfarrkirche errichtete Gotteshaus in Wolframs-Eschenbach ist eine der frühesten gotischen Hallenkirchen in Franken. Diese damals moderne Bauform der Halle hat die Stadt dem Deutschen Orden zu verdanken, der mit der St. Elisabeth Kirche in Marburg ab 1235 die erste reingotische Hallenkirche in Deutschland erbaute. Sie demonstriert, wie weit der Gesichtskreis des Deutschen Ordens war, wie schnell und geschickt die Ordensbrüder und ihre Baumeister auf Neuerungen in der Architektur reagierten.

 

 


 


Ausstattung


Chor
Der neugotische Hochaltar (1877) von Georg Schreiner, Regensburg wurde 1945 verändert. Die Figuren (v.l.n.r.) hl. Georg, hl. Elisabeth, hl. Willibald, Johannes der Täufer, hl. Maria, hl. Josef. Seit 1945 thront auch die Pietà, eine nachgotische Arbeit um 1600 auf dem Hochaltar. Der neue Volksaltar (2001), ein Sandsteinquader, stammt samt den eichenen Leuchtern und dem Ambo von Rudolf Ackermann, Buchenhüll bei Eichstätt.

Sakristeien
In der südlichen (alten) Sakristei frühgotisches Stein-Lavabo. In der nördlichen Sakristei Holzfigurengruppe der Geburt Christi um 1490.

Langhaus

Kreuzauffindungsaltar: Der kleine Schreinaltar ohne die Bildwerke im südlichen Seitenschiff stammt, wie sein nördliches Gegenüber von Bildhauer Johann Wirt, München (1875/78). Der Mittelschrein, der 1877, wahrscheinlich als Geschenk des Eichstätter Bischofs nach Eschenbach kam, zeigt die Kreuzauffindung durch die Kaiserin Helena mit ihren Hofdamen und dem Sekretär in höfischer Kleidung des 1500 Jhs. Der Altar war früher bis 1945 farbig gefasst. Die Reliefs auf den Innenseiten der Flügel zeigen den hl. Gangolf und den hl. Martin. Beide Heilige sind auf der Rückseite noch einmal malerisch abgebildet. Dies verweist auf Bamberg, von wo dieser um 1490 entstandene Altar auch herstammen dürfte. Die Predella mit den 14 Nothelfern, die früher zu einem anderen Altar gehörten und bereits vor 1719 in der Kirche vorhanden waren, dürften eine Nördlinger Arbeit um 1510 sein. Hinter der ersten Figurenreihe ist die zweite „auf Loch“ gestellt.

Rosenkranzaltar: Das Schnitzwerk ist heute das schönste Ausstattungsstück der Kirche. Es ist der Zeit um 1510 zuzuordnen und dürfte dem Schülerkreis von Veit Stoß entstammen. Dieser „Rosenkranzaltar“ oder „Himmlischer Hof“ will die Gedanken des Beschauers hinlenken auf das Ziel seines Lebens, den Himmel. Den Rahmen bilden fünfzig weiße Rosen, die kreisrund angeordnet und mit den Wundmalen Christi untergliedert sind. Über dem Kreuz mit Christus als Zeichen der Erlösung die Taube als Symbol des Heiligen Geistes und Gott Vater; zur Seite Michael, der Anführer der himmlischen Heerscharen, und Maria, die Königin des Himmels. Darunter auf den Wolkenbändern die Propheten des Alten Testaments. Darunter die Reihe der Märtyrer. Daneben die Kirchenlehrer des Westens. Darunter die Reihe der „heiligen Jungfrauen“. Auf den Flügeln: St. Stephan und St. Lorenz (gemalt), auf der Rückseite hl. Franziskus und hl. Theresia (in Halbrelief). In der Predella ist die hl. Sippe dargestellt. 

Marienfigur: Um 1500 in einer Mauernische rechts neben dem Rosenkranzaltar. Votivkerze von 1702 mit farbig gefasstem Marienbild und Blumen links vom Kreuzauffindungsaltar. Daneben St. Sebastian um 1730. Orgel 1984 von Georg Jann, Allkofen-Laberweinting. Die Orgel wurde von der alten Empore in das nördliche Seitenschiff transferiert und erhielt einen neuen Orgelprospekt.
Epitaph des seligen Adolph Kolping (2001) von Roll, Triesdorf. Das Kalksteinepitaph für Wolfram von Eschenbach wurde 1922 von Ludwig Sonnleitner aus Würzburg nach einem Entwurf von Architekt Willy Erb geschaffen. Daneben eine kleine Bronzetafel von 1494 für den verstorbenen Stadtvogt Hans Guczer.
Holzdecke von 1875, Wappen von 1946.







  
 

Marienkapelle
Der zweisäulige Altar der Marienkapelle von Dominikus Biber 1751 zeigt als Gemälde die Himmelfahrt Mariens, ehemaliges Altarbild des Hochaltars von 1736. Im Auszug Gottvater vor einem Ovalfenster. Deckengemälde mit der Krönung Mariens schuf J. A. Ansperger, Heideck um 1751. An der linken Kapellenwand in versilberten Rahmen barockes Gemälde (Kopie) des Gnadenbildes von Ober-Elchingen bei Ulm: Schmerzhafte Muttergottes. In der Raummitte der Taufstein aus rot bemaltem Sandstein aus dem 14. Jh. Über dem Öffnungsbogen das stuckierte Wappen (1720) des Landkomturs Karl Heinrich von Hornstein, das sich früher über dem rechten Seitenaltar befand.

Außerhalb der Kirche, überwiegend auf der Südseite des Langhauses, aber auch am Chor, finden sich ca. 300 Rillen und etwa 50 Näpfchen. Diese entstanden durch Feuerschlagen für liturgische und profane Zwecke.
Rechts neben dem südlichen Eingang hängt ein Missionskreuz aus dem 19. Jhd.