Evang.-Luth. Kirche

St. Erhard in Gerolfingen


 


Der Name "St. Erhardskirche"



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Unsere Kirche in Gerolfingen trägt den Namen des elsässischen Missionars und Wandermönchs Erhard. Der heilige Erhard wurde vermutlich um 700 in Narbonne geboren und wirkte vor allem im Raum Regensburg. Dort war er Bischof. Das Kloster Niedermünster in Regensburg, in dem er auch bestattet ist, geht auf ihn zurück. Dargestellt wird der Bischof mit einem Buch, auf dem zwei Augen liegen. Die Heiligenlegende erzählt: Einst hatte eine elsässische Herzogin ein blindes Mädchen geboren. Der Herzog wollte das Kind töten lassen. Die Mutter aber rettete es in ein Kloster und ließ es dort erziehen. Als das Mädchen erwachsen war, wurde Erhard gerufen. Der kam und taufte die junge Frau, als er von ihrem Glauben an Christus hörte. Da schenkte ihr Gott das Augenlicht. Erhard nannte sie Odilie, Tochter des Lichts. Als der Herzog davon erfuhr, ging er in sich und übereignete seiner Tochter die Burg Hohenberg, die fortan den Namen Odilienberg erhielt.


Warum die Gerolfinger Gemeinde, die von ihr 1419 erbaute Kapelle nach dem heiligen Erhard benannte, wissen wir heute nicht mehr. Nichts in unserem Kir- chengebäude deutet auf diesen Heiligen hin. Die Kirchengemeinde Gerolfingen gehörte bis 1811 zur St. Johanniskirche in Aufkirchen. Sie ist die Mutterkirche der Gegend südwestlich des Hesselbergs. Der Heilige Wunibald war vom Kloster Heidenheim aus hier tätig, missionierte und taufte Franken und Alemannen. Die „Wunibaldquelle" bei Aufkirchen an der Straße nach Reichenbach erinnert an diese Zeit.


Geschichte des Dorfes und seiner Kirche


1228 wurde der Ortsname „Gerlfingen" erstmals urkundlich erwähnt. In dieser Form hat sich der Ortsname im Dialekt in der ganzen Region bis heute erhalten. Gerolfingen hatte schon in alter Zeit eine eigene Kapelle. 1419 stiftete Gerolfingen eine „ewige Messe": Nun konnte ein eigener Kaplan der Gemeinde dienen.

Vom 13. bis ins 18. Jahrhundert wechselte der Ort immer wieder die Herrschaft: Weilitingen, Dinkelsbühl, Kaisheim, Deutscher Orden. Zuletzt bis 1791-gehörte der Ort den Ansbacher Markgrafen, durch die 1529 das lutherische Bekenntnis eingeführt wurde.

Die Gerolfinger St. Erhardskirche überdauerte alle Stürme der Zeit, den Bauernkrieg 1525, den 30jährigen Krieg von 1618 bis 1648 und auch die große Brandkatastrophe vom 5. Juni 1681, bei der 54 Gebäude und das Pfarrhaus niederbrannten und die meisten Aufzeichnungen aus früheren Zeiten verloren gingen.

1811 löste sich Gerolfingen aus dem Pfarrverband mit Aufkirchen. Bis dahin wurden Verstorbene aus Gerolfingen im Leichenzug über die untere Wörnitzbrücke nach Aufkirchen gebracht, wo sie der dortige Pfarrer in Empfang nahm und auf dem Friedhof in Aufkirchen bestattete.

Nach dem 2. Weltkrieg hat Gerolfingen über 300 Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten aufgenommen. „Sie mussten mit ganz bescheidenen Mitteln wieder von vorne anfangen, haben sich emporgearbeitet und bei uns wieder eine neue Heimat gefunden." (Dekanatsbuch, S. 58)


Der große Kirchenumbau 1864/65


Die Kirche in ihrer heutigen Form entstand erst im 19. Jahrhundert. Nachdem sie immer viel zu klein gewesen war, wurde die alte Kirche 1864 bis auf das Untergeschoß des Turmes mit dem Chor abgebrochen.

Am 27. Mai 1864 wurde der Grund für die neue Kirche gelegt und am 29. Oktober 1865 wurde sie eingeweiht.

Zwei Bronzeglocken aus dem Jahr 1723 stammen noch aus der alten Kirche. Sie waren während des Krieges zur Einschmelzung bestimmt, doch blieb ihnen dieses Schicksal erspart. Sie rufen noch heute die Gemeinde zum Gottesdienst und zum Gebet.

Manch Zeugnis der Verbundenheit der Gerolfinger Familien mit ihrer Kirche enthält dieses Gotteshaus:

Der Kronleuchter und die dritte Glocke sind Stiftungen. Die jetzige Orgel konnte durch Spenden der Gemeinde erbaut und am Sonntag Jubilate 1988 erstmals erklingen.

Sie wurde durch die Orgelbaufirma Deininger und Renner aus Oettingen angefertigt. Hinter dem fünfteiligen Prospekt finden sich II/Pedal und 13 Register.

Das Prospekt greift behutsam die neugotischen Elemente des Kirchenraumes auf.

  
 

Besondere Sehenswürdigkeiten


Vor dem Chor steht ein hölzerner Taufstein. Er ist im gleichen neugotischen Stil wie Kanzel und Altar gestaltet. Zu ihm gehört eine wertvolle Taufschale. Der Nürnberger Zinngießer Hans Spatz fertigte sie 1616 im schönsten Renaissancestil an. Die Taufschale wird nur bei Taufen aufgelegt.

Links davon sehen Sie die Gedenktafeln mit den Namen der Gefallenen und darüber einen Christus aus dem 17. Jahrhundert. Dieser Kruzifixus stammt noch aus der alten Kirche. Die Karfreitagsszene über den Gedenktafeln wird fortgeführt durch das Altarbild eines unbekannten Künstlers aus dem 19. Jahrhundert. Es zeigt den auferstandenen Christus, noch gezeichnet von seinem Leiden und Sterben. Die Farben des Gewandes und des Hintergrunds deuten an: Gott wird ihn in alle Macht über Himmel und Erde einsetzen, er wird bei den Seinen sein alle Tage bis an der Welt Ende.



An den bedeutendsten Pfarrer der Gemeinde und seine Frau erinnern zwei Epitaphien an der linken Seite im Chorraum: Maria Dorothea Dödterlein und Zacharias Christian Dödterlein. Pfr. Dödterlein verwaltete mit christlicher Klugheit im Segen getreulich" Gerolfingen von 1717 bis 1778. Die Inschrift auf seinem Epitaph endet mit der Mahnung: „Sieh oftmals christliche Gemein in Gerolfing auf diesen Stein, und denk dabei an deinen Hirten und seine Treu mit Dank und Ehr. Folg stets mit himmlischen Begierden von ganzem Herzen seiner Lehr, im Glauben, Wandel, Kreuz und Sterben, so wirst du einst mit ihm die Kron des Lebens erben."

Beeindruckend ist das Vortragekreuz aus dem Jahr 1899, das bei Beerdigungen und Überführungen dem Sarg vorangetragen wurde. Es zeigt unter dem Kruzifixus, im Schafft eingearbeitet, eine Sanduhr als Symbol der Vergänglichkeit allen Lebens.

Wenn Sie sich in Richtung Südempore wenden, sehen Sie zwei Bilder des Malerpfarrers Georg Bickel (1862 bis 1924), zuletzt Pfarrer in Mönchsroth. Ein Gerolfinger Gemeindeglied hat sie 1919 gestiftet. Das erste Motiv gibt das Wort vom „Guten Hirten" aus dem Johannesevangelium Kap. 10 wieder: „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte gibt sein Leben für die Schafe." Das zweite nimmt Offenbarung Kap 3, 20 auf: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir."

Im Norden der Kirche liegt der Friedhof, der nach der Auspfarrung 1811 hier angelegt und im Laufe der Jahre mehrfach erweitert wurde. Unser Friedhof wird von der Kommune verwaltet.





Die Gemeinde


1972 haben sich Aufkirchen und Irsingen mit Gerolfingen und Hesselberg zu einer politischen Gemeinde zusammengeschlossen. Seit 1998 bilden auch die beiden Kirchengemeinden die Pfarrei „Gerolfingen mit Aufkirchen." Der Pfarrsitz ist in Gerolfingen - ungeachtet dessen, dass die St. Johanniskirche über Jahrhunderte hinweg die Mutterkirche des Umlandes war.

Viele Mitarbeitende stehen in den unterschiedlichen Kreisen von Kinder- und Jugendarbeit bis zur Frauen- und Seniorenarbeit, Gemeindehilfe, Gemeindeleitung und Chorarbeit im Dienst der Gemeinde.

Die mittelfränkische Frömmigkeit ist geprägt von einer guten, selbstverständlichen und bodenständigen Bindung an die Kirche, die hier noch im wörtlichen wie im übertragenen Sinn, mitten im Dorf" steht.

Auf dem Gemeindegebiet liegt das Evangelische Bildungszentrum Hesselberg, eine Bildungseinrichtung unserer Landeskirche. Der Leitgedanke des EBZ: „Ihr sollt merken, dass ein lebendiger Gott unter uns ist."





Text: Evang.-Luth. Pfarramt Gerolfingen mit Aufkirchen, Pfarrer Christan Dellert

Titelbild (Zeichnung): Karl Hasselt (Ammelbruch)

Fotos: Roland Fickel

Quellen: Archiv des Pfarramts und das Dekanatsbuch Wassertrüdingen "Das evangelische Dekanat am Fuß des Hesselbergs", Erlangen 1994 mit Beitrag von Altbürgermeister Ernst Pirner und Dekan Johannes Heidecker