Röm.-Kath. Kirche

Heiligste Dreifaltigkeit in Rühlingstetten (Wilburgstetten)


 


Entstehungsgeschichte


Früher hatte Rühlingstetten zu Hochaltingen gehört, nachweislich seit 1518; denn im genannten Jahre erhielt laut Urkunde des Konsistoriums zu Augsburg vom 14. April 1518 der Pfarrer zu Hochaltingen den Kleinzehent von Rühlingstetten, wofür derselbe den Pfarreiangehörigen in Rühlingstetten alle seelsorglichen Funktionen leisten musste. Später aber übernahm diese Obliegenheit der Benefi ziat des Heilig-Geist-Spitals in Hochaltingen, welch letzteres den Großzehenten von Rühlingstetten bezog. Im Jahre 1765 stiftete der gebürtige Rühlingstettner Franz Anton Vaas, damals Pfarrer zu Trugenhofen bei Neuburg/Donau und Apostolischer Protonotar, mit 3000 Gulden Kapital eine eigene Pfarrei für seinen Heimatort Rühlingstetten; mit 2000 Gulden ergänzte Graf Alois von Oettingen als Patronatsherr das Stiftungsvermögen. Nach dem Tod des letzten Pfarrers von Rühlingstetten Pfarrer Eugen Gänßler (1877 -1950), wurde die Pfarrei vom Nachbarort Fremdingen betreut. Vom 19.03.1978 bis zum 31.August 2014 stand der Pfarrei Pfarrer Hans Sing von Wilburgstetten als Vikarie vor.

  
 

 

Baugeschichte und Ausstattung


Zunächst begann man 1765 das Pfarrhaus zu bauen, dann in den Jahren 1773 bis 1777 die Pfarrkirche zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Diese entstand an der Stelle des heutigen Leichenhauses, „zwischen dem Pfarrhaus und dem Gottesacker, so zwar, dass zwischen Pfarrhaus und Kirche nur ein kleines Wurzgärtchenwar und man von den mittleren Fenstern in der unteren Stube des Pfarrhauses auf den Hochaltar sehen konnte.“ Vor dem Kirchbau hatte als Gottesdienstort eine kleine Kapelle in der Mitte des Dorfes gedient, die Dreifaltigkeitskapelle beim früheren Haus Nr.8. Wegen der Hanglage war die Kirche bereits 1784 baufällig, so dass der Turm abgetragen und durch einen kleinen Dachreiter über dem Giebel ersetzt wurde. Dennoch war das Umsetzen der ganzen Kirche auf die Höhe des Herzfeld-Hügelrückens schließlich unumgänglich. Im „Hungerjahr“ 1817 entstand so unter Leitung des Baudirektors Woerlein aus Oettingen und ausgeführt durch Mauermeister Jakob Weidenbacher aus Gaxhardt das Gotteshaus an der Stelle, wo es heute noch steht, Verwendung fanden die weitgehend erhaltenen Baumaterialien des ersten Gotteshauses. Der Kirchenraum wurde in den Jahren 1955/56 ungut purifiziert und umgestaltet. Bei der Gesamtinstandsetzung in den Jahren 1979/80 

brachte man die ursprüngliche Ausstattung nach barocker und neuromanischer Art wieder zu gebührenden Ehren. Außerdem hat man 1979 die Sakristei neu und vergrößert erbaut und 1980 an der Westseite des Chores den historischen Turm mit der Zwiebelhaube nach einer im Archiv gefundenen Aufrisszeichnung des Wallersteinischen Hofbaumeisters Johann Georg Hitzelberger vom Jahre 1784 wiedererrichtet. Am 3.August 1980 kam Diözesanbischof Dr. Josef Stimpfle aus Augsburg, um dem Gotteshaus die kirchliche Weihe zu erteilen und dabei in den Hochalter Reliquien des Diözesanpatrons Ulrich und der Märtyrer von Uganda einzulegen.1984 erhielt das Gotteshaus eine neue zweimanualige Orgel mit mechanischer Spieltraktur von der Firma Sandtner aus Dillingen/Donau. Das Pfeifenwerk wurde in das historische Gehäuse der Orgel von Philipp Sieber/Holzkirchen vom Jahre 1894 eingebaut. 1991 fand die Ausschmückung der Raumschale nach Vorbild der im Pfarrarchiv gefundenen Pläne der Schablonenmalereien des Münchner Architekten Josef Elsner vom Jahre 1898 statt. Die Wiederausmalung der Kirche erfolgte durch die Werkstätten Pfister und Domes aus Eibelstadt bei Würzburg.




 


 Besonderheiten


Das Hochaltarbild mit Darstellung der hl. Dreifaltigkeit nimmt Bezug auf das Patrozinium der Kirche. der neuromanische Aufbau in Holz von 1881 stammt laut einer eingelegten Zettelnotiz von der Werkstätte Trappendreher
aus Thannhausen in Schwaben. Die Bilder der Seitenaltäre malte ein kunstfertiger Franziskanerbruder von Kloster Maihingen; links St. Josef als Nebenpatron der Kirche, rechts der gegeißelte Erlöser Jesus Christus, dessen Leiden durch eine Heilig-Blut-Reliquie am Ort besonders verehrt wird.

Eine seltene Kostbarkeit besitzt die Kirche mit ihrem Taufstein aus dem Jahre 1493.Der Patronatsherr Graf von
Oettingen-Spielberg hatte dieses Steinkunstwerk aus Schwörsheim in die neuerrichtete Kirche bringen lassen. Der lange Zeit abgegangene weite Sandsteinkessel ist durch glückliche Fügung am 1. Dezember 1979 aus dem Boden des Pfarrgartens ausgegraben und dem zuvor umgedreht verwendeten Fuß neu aufgesetzt worden. Schenkungen sind die kostbaren spätgotischen Figuren der Heiligen Ulrich und Blasius im Hochaltar und des hl. Stephanus an der Südwand. Das festliche Gespränge des Gotteshauses vervollständigen drei Marien-Skulpturen, eine frühbarocke Muttergottes mit Kind, eine Immaculata aus der Rokokozeit und eine Stangelsitzer Madonna, außerdem eine äußerst ausdrucksstarke Pietà (um 1510/20).

Die Bemalung der Emporenbrüstung aus der Zeit um 1991 in Form eines Triptychons stellt in je dreifacher Form die Wirksamkeit von Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist dar. Im dritten Bild ist neben dem Münchner Männerseelsorger Pater Ruppert Mayer (beachte als Zeitzeugnis das Hakenkreuz) auch der Augsburger Diözesanbischof Dr. Josef Stimpfle bei der Firmspendung zu erkennen.

 


 

Quelle: Die Texte und Informationen stammen aus der Festschrift der FFW Rühlingstetten aus dem 2005 und wurden vom ehemaligen Pfarrer Hans Sing zusammengetragen.