Evang.-Luth. Kirche

St. Veit in Dombühl (Ehemalige Wehrkirche)


 


Geschichte von Kirche und Pfarrei


Der Bau der mächtigen Wehranlage liegt im Dunkel der Geschichte. Der Überlieferung nach soll im 11. Jh. ein Ritter namens Dambius erster Anlieger des Ortes gewesen sein, indem er […] „erstlich die Kirche und daran ein Hauß gebauet, tachero wo jetzto der Ort steht, einen Mayerhof angeleget ha­ben“.

Die erste urkundliche Erwähnung findet sich in einer Urkunde des Bischofs Otto von Würzburg vom 20. Juni 1343, als die verwaiste „Cappellan in Tombühel“ einen neuen Geistlichen bekam, der über das nahe gelegene adelige Prämonstratense­rinnenkloster Sulz eingesetzt wurde. Dombühl, das vorher eigene Pfarrei war, sank zur Filiale des Klos­ters Sulz herab. Die Bevölkerung gab sich mit die­ser Lösung nicht zufrieden. Ein Streit durch alle weltlichen und geistlichen Instanzen begann und wurde letztlich auf dem in dieser Zeit tagenden Konzil zu Basel vorgetragen. Dort wurde am 2. Dez. 1435 bestimmt und am 21. Aug. 1437 durch Kaiser Sigismund bestätigt, dass Dombühl künftig keine eigenen Pfarrrechte mehr haben solle. 

  
 

Dombühl fand sich nie mit dieser Regelung ab und beharrte ohne Rücksicht auf Bauernkrieg, Dreißigjährigen Krieg, Reformation und Säkularisierung des Klosters Sulz auf eigene Pfarrrechte. Doch erst mehr als 400 Jahre später wurden diese, 1839, durch einen Erlass von König Ludwig I., wieder Wirklichkeit.



Die Wehranlage in ihrer Zeit

 

Es wird davon ausgegangen, dass die Wehranlage erst im 14. Jh. in etwa ihr heutiges Aussehen erhielt. Man kann sie vorbehaltlich als den Grundtyp (Rund­ling) im fränkischen Kirchenburgenbau bezeichnen: eine Kirche auf einer Erhebung, umgeben von einer ringförmigen Mauer. Dass die Dombühler Befestigung bereits fünf Schießscharten bewehrte Türme aufwies ist bemerkenswert. Die Mauer selbst hat eine Stärke von etwa 70 – 80 cm, besteht aus Sandsteinbro­ckenquadern und hatte ursprünglich eine Höhe von etwa 6 m. Am Südteil der Mauer ist noch der alte spitzbogige Zugang zu sehen. Links davon steht der Turmstumpf mit dem noch gut erhaltenen „Manntürlein“, der schutzbedürftigen Nachzüglern noch Zugang zur Wehranlage bot, wenn das Haupttor bereits fest verschlossen war.

Die Kirchenburg wurde nicht als Stützpunkt für lang­jährige Kriegszüge oder Verteidigungen gebaut. Sie war entsprechend der mittelalterlichen Kriegsführung idealer Zufluchtsort bei Kleinkriegen oder Herrschaftsstreitigkeiten.


Sie bot Schutz vor herumziehenden Kriegshorden oder Raubgesindel. Während des Städtekrieges suchten die Dombühler Bauern vergeblich Schutz hinter den festen Mauern. Nach mehrmaligem Anrennen der Rothenburger wurde die Kirchenburg am 10. Dez. 1449 gestürmt, 40 Mann gefangen genommen, das Dorf vollkommen ausgeplündert und teilweise niedergebrannt. 

Am 3. Mai 1525 plünderten während des Bauernkrieges aufgebrachte Bauern aus Leutershausen das benachbarte Kloster Sulz. Auch Dombühler gesellten sich dazu und stellten ihre Kirchenburg zur Unterbringung des Beutegutes zur Verfügung, weil Markgraf Kasimir zu einer Strafexpedition anrückte.

  
 

Nach acht Tagen verzweifelter Gegenwehr fiel die Kirchenfestung und wurde geschleift oder anders ausgedrückt, in den heutigen Zustand versetzt. Als im Dreißigjährigen Krieg der Fürstbischof von Eichstätt als hiesiger Grundherr keine Kriegskosten zahlen wollte, verkaufte Gustaf II. Adolf 1632 den Ort kurzerhand an den Ansbacher Markgrafen.


Inneneinrichtung und weitere Besonderheiten

 

Die Orgel

1863 wurde die Orgel ge­baut. Sie ist ein Werk der weltbekannten Firma Steinmeyer aus Oettingen, die 40. nach deren Werkverzeichnis und ist eine der frühesten mechanischen Kegelladeorgeln, für deren Winderzeugung ein „Froschmaulbalg“ sorgt. Da er das Wertvollste an der Orgel ist, steht diese unter Denkmalschutz.

Die Piscina

Diese meist unbeachtete Seltenheit befindet sich in der Sakristei Nordseite: ein kleines Becken in der Wand mit Abfluss ins Freie. Diese Piscina, wohl aus dem Spätmittelalter, diente gottesdienstlichen Zwecken. Wasser, das mit sakralen Gegenständen oder Messwein in Berührung kam wurde nicht einfach weggeschüttet, sondern versickerte in geheiligter Erde.

Der Orantenstein

An der Südseite ist über dem ursprünglichen Eingang das älteste Stück zu sehen, das der Kirche erhalten blieb. Figuren, die Hände zum Gebet und zum Segen erhoben, finden sich häufig an romanischen Kirchen in der Nähe von Eingängen.

Grabdenkmäler

An der Südfassade erinnern zwei Grabdenkmäler des 18. Jh. an das Sulzer Klosterverwalter-ehepaar Billing und das Kloster Sulzer Wildmeisterehepaar Bolz. Sie standen in Diensten der Ansbacher Markgrafen und fanden in Dombühl ihre letzte Ruhe.

Die Glocken mit Glockenstuhl

Kleine: von 1952 | Taufglocke Inschrift: „Die Mich frühe suchen finden Mich.“

Mittlere: von 1952 | Friedensglocke Inschrift: „Er ist unser Friede“ Alte: von 1869 | Betglocke Inschrift: No. 134. OPUS PH. HELLERI ROTHENBURGENSIS. 1869

Große: von 1952 | Einladungsglocke Inschrift: „Land Land Land höre des Herrn Wort!“



Das Kruzifix

Dieses spätmittelalterliche Kunst­werk ist der kostbarste Schatz der Kirche. Die Herkunft ist nicht feststellbar. Eng verbunden mit dem Kruzifix, von dem gesagt wurde es ginge Wunderkraft von ihm aus, ist das sogenannte „Karfreitagsopfer“. Noch in unseren Tagen ist es Ziel einer weit zurückreichenden Wallfahrt. Am Karfreitag kommen aus der nahen und fernen Umgebung Menschen in der Dämmerung in die Kirche um vor dem Kruzifix zu beten und um unerkannt ihre Ga­ben in den Opferstock zu werfen. Letzterer dürfte aus dem 17./18. Jh. stammen.

Der Taufstein

Es ist ein tragbarer Taufstein, komplett aus Holz gefertigt. Er wurde von Dombühler Bürgern anlässlich der Wiedererlangung eines eigenen Kirchwesens im Jahr 1840 gespendet. Nach 405 Jahren fand am 5. Januar 1840 erstmals wieder eine Taufe statt.

Der Altar

Der Altar ist eine spätbarocke Arbeit von 1683. 1748 wurde er renoviert und ist mit dem Altarbild – es zeigt das Jüngste Gericht – versehen. Der Altarstein selbst wurde 1526 gesetzt. Inschrift: Dieser Aldar Ist gott zu Ehren der Kirchen zur zihrte aus dankbahren gemiete von güttetigen christen Renufirt und gestiftet worden ANNO 1748 MEMENTO MORI

Die Turmzier mit Windfahne

Bei der Renovierung 2020/21 wurden die Kugel – mit 60 cm Durchmesser – sowie die zwei Halbmonde an den Kreuzarmen, die Rahmenbänder an der Windfahne und der Stern oberhalb der Windfahne mit extrastarkem 24-Karat Naturgold für den Außenbereich hochglanzvergoldet.

Das Zifferblatt der Turmuhr

Das Zifferblatt wurde im Zuge der Generalsanierung der Kirche in den Jahren 2020/21 restauriert und aus Aluminium neu gefertigt, lackiert und teilvergoldet, die Ziffern gereinigt und weiß emailliert sowie die Zeiger vergoldet. Das Fassadenmotor-Zeigerwerk wurde komplett überholt.

Das Kirchenschiff

Das Kirchenschiff erfuhr 1718 wegen Baufälligkeit wohl eine grundlegende und aufwändige Sanierung. Das heutige Aussehen geht auf dieses Jahr zurück. Weitere Instandsetzungen wurden durchgeführt 1899, 1934, 1964, 1990 und 2020/21.

 



 

Tipp


 


Erwandern Sie diese Kirche der Marktgemeinde Dombühl und weitere Highlights rund um Dombühl und im Naturpark Frankenhöhe über den Naturerlebnisweg Dombühl.

Alle Informationen zum Weg sowie eine Karte finden Sie unter folgendem Link:

https://www.dombuehl.de/freizeit-tourismus/wandern-fahrradfahren