Röm.-Kath. Kirche

Heilig Kreuz Wittelshofen


 


Rundgang durch die Kirche


Beim Betreten der Heilig Kreuz Kirche fällt der Blick unmittelbar auf den Altarraum mitsamt Kreuz. Das Holz des Christuskörpers stammt von einem Pappelbaum, welcher in der Nähe des Schieferbruchs auf dem Hesselberg stand. Gestaltet wurde der Korpus von Gisela Fichtner aus München. Dabei ließ sie sich vom Bild eines Juden aus dem Warschauer Ghetto inspirieren. Die Künstlerin schrieb dazu: „Es ist ein aufrechter Christus geworden, einer der durch seine Haltung mit den ausgebreiteten Armen das Kreuz andeutet, aber der kein Gebrochener ist. Sein Gesicht trägt die Züge eines Menschen, der unschuldig leidet.“ Die Endpunkte des Kreuzes sind mit verschiedenen biblischen Motiven verziert. Unten ist die Arche Noah dargestellt. Links schlägt Mose an einen Felsen in der Wüste und es kommt Wasser heraus. Rechts ist das Manna in der Wüste zu sehen. Das obere Relief zeigt die Jünger aus Emmaus.

  
 

Als Antependium bezeichnet man den Stoff an der Vorderseite des Altares. In der Heilig Kreuz Kirche wurde dieses ebenfalls von Frau Fichtner gestaltet. Darauf ist das Himmlische Jerusalem zu sehen, wie es in einer Vision aus der Offenbarung des Johannes beschrieben wird. Der Tabernakel, die Altarleuchter und der Kreuzpartikel sind bronzeversilbert und wurden von Max Faller aus München geschaffen. In der Nähe des Tabernakels brennt das Ewige Licht als Zeichen der Gegenwart Christi. Der Ambo stammt von Frau Fichtner sowie Kurt Brosig und ist ein Geschenk zur Kirchenweihe von der ehemaligen Mutterpfarrei Wilburgstetten. Dargestellt wird die Dreifaltigkeit. Das Taufbecken mit eingearbeiteter Taufschale und Weihwasserbehälter wurde von Franz Brunnhuber und Malermeister Plaschko aus Wassertrüdingen angefertigt.

Die Figur der Muttergottes mit Kind wurde von Andreas Biendl geschaffen. Er ist ein Meisterschüler von Prof. Henselmann, welcher durch die Altargruppe im Passauer Dom bekannt geworden ist. Die dazugehörige Säule ist wiederum eine Arbeit von Frau Fichtner. Die Figur Josef mit Kind, das Vortragekreuz und die Antoniusfigur stammen vom Künstler Hans Richter aus Berchtesgaden. Der Osterleuchter wurde vom Künstler Josef Hamberger geschnitzt, die Restaurierung und Fassung übernahm Kirchenmaler Schindhelm aus Wassertrüdingen. Dargestellt wird Christus als aufgehende Sonne, die Gestalten zu seinen Füßen deuten die Unterwelt an.

Der Kreuzweg wurde vom Künstler Joachim Wermann geschaffen. Er umfasst 14 Kreuzwegstationen, die an den Seitenwänden der Kirche platziert sind, sowie ein größeres Auferstehungsbild, welches über dem Haupteingang zu finden ist. Der Kreuzweg wurde von Bischofsvikar Martin Achter geweiht.

Die Orgel stammt aus dem Jahr 1954 und wurde von der Firma Holländer aus Feuchtwangen angefertigt. Frau Fichtner gab der Orgel Farbe. Es wird der Lobgesang Mariens dargestellt, als sie sich mit ihrer Base Elisabeth traf.





Ebenfalls auf Frau Fichtner gehen die holzgeschnitzten Kirchentürfüllungen beim Haupteingang zurück. Sie zeigen verschiedene Ereignisse aus den vier Evangelien des Neuen Testaments. Auf dem linken Türflügel werden folgende Geschehnisse verbildlicht: Christi Geburt, Flucht der Heiligen Familie, Verkündigung, Heilung des Gichtkranken, Heilung eines Blinden durch Jesus, Gefangennahme Jesu, Zachäus im Feigenbaum und Maria am Grab. Auf dem rechten Flügel sind folgende Szenen zu sehen: Taufe Jesu durch Johannes, Nikodemus bei Jesus, Christus am Ölberg, Versuchung Jesu, Kreuzigung, Verleugnung durch Petrus, Grablegung, Petrus der Fels.

Der Glockenturm hat eine Höhe von ungefähr 12 Metern. Das dreistimmige Moll-Geläut wird elektrisch betrieben und setzt sich wie folgt zusammen: Die kleinste Glocke (Durchmesser von 37 cm und Gewicht von 30 kg) stammt vom ehemaligen Hesselbergkirchlein und wurde 1949 auf Ave Maria geweiht. Die mittlere Glocke (Durchmesser von 43 cm und Gewicht von 48 kg) stammt von der Notkirche und wurde 1937 auf den Hl. Josef geweiht. Die größte Glocke (Durchmesser von 59 cm und Gewicht von 102 kg) wurde 1990 auf Jesus Christus geweiht.

Zwischen Pfarrraum und Kirche liegt die Sakristei. Im Pfarrraum ist der Altarchristus aus der Notkirche installiert, welcher von Andreas Biendl geschaffen wurde. Vom ehemaligen Kirchenpfleger Karl Grosam stammen der symbolische Weinstock und die Schlange, die sich zu den Füßen Jesu um die Wurzeln windet und zeichenhaft für die Überwindung des Bösen steht. Als Vorlage diente hierbei eine Installation der alten Notkirche. Der Christuskorpus und der Weinstock sind aus Stuck gefertigt. Die gesamte Neufassung übernahm Malermeister Franze aus Dinkelsbühl.

Hinter dem Pfarrraum befindet sich die ehemalige Pfarrwohnung. Die Wohnung ist vermietet.





Geschichte der Kirche


Die Expositur Heilig Kreuz in Wittelshofen kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken.

Als Millionen ihre Heimat verloren

Als die nationalsozialistische Gewaltherrschaft und der zweite Weltkrieg endeten, kam es zu Flucht und Vertreibung Deutscher aus den Ostgebieten des damaligen Deutschen Reiches. 12 bis 14 Millionen Menschen waren hiervon betroffen und flohen mitunter in den Westen. Überwiegend Heimatvertriebene aus dem Sudetenland, aber auch aus dem Böhmerwald, aus Schlesien, Ungarn, Rumänien und der Slowakei fanden in den Dörfern rund um den Hesselberg und in den Flüchtlingslagern auf dem Hesselberg eine zweite Heimat.

Die Kirchengemeinde beginnt zu leben

1946 wurde Pfarrer Alois Manlik als Flüchtlingsseelsorger nach Gerolfingen entsandt. Sein Auftrag war es, sich seelsorgerisch der Katholiken in der Hesselberger Region anzunehmen. Der 14. Oktober 1946 stellt somit die Geburtsstunde der Kirchengemeinde dar. Damals umfasste die Gemeinde fast 1200 Mitglieder.

Das erste Kirchlein auf dem Hesselberg

Ein Holzschuppen auf dem Hesselberg, früher Feuerwehrraum und Pferdestall, wurde 1947 zur Kirche umfunktioniert. Dort, aber auch in den evangelischen Kirchen in Aufkirchen, Gerolfingen und Wittelshofen wurden zunächst Gottesdienste gefeiert.

Die Gründung der Katholischen Expositur

Am 4. November 1950 wurde durch das Bischöfliche Ordinariat Augsburg die Katholische Expositur Gerolfingen errichtet. Später folgte eine Namensänderung. Zur heutigen Expositur gehören die Gemeinden Wittelshofen und Gerolfingen mit insgesamt 7 Ortsteilen. Als Expositur bezeichnet man einen abgegrenzten, selbstständigen Seelsorgebezirk einer Pfarrei. Zu Beginn war die Mutterpfarrei Wilburgstetten.

Der Bau einer Notkirche in Wittelshofen

In den Jahren 1953/54 wurde in Wittelshofen eine Notkirche gebaut. Es war eine Holzbarackenkirche, die in den dreißiger Jahren in Haunstetten bei Augsburg errichtet und im 2. Weltkrieg beschädigt wurde. In vielen freiwilligen Arbeitsstunden halfen die Kirchenmitglieder beim Aufbau der Notkirche. Der damalige Pfarrer Josef Gleich gab der Kirche den Namen „Zum Heiligen Kreuz“. Diese befand sich an derselben Stelle des heutigen Gebäudes. An der Nordseite der Kirche wurde ein Pfarrhaus angebaut. Durch junge Künstler aus München (darunter Gisela Fichtner, Max Faller, Joachim Wermann, Andreas Biendl, Franz Brunnhuber, Sepp Hamberger und Hans Richter) wurde die Innengestaltung der Kirche vollendet. Die notwendigen finanziellen Mittel hatte Pfarrer Josef Gleich durch Rundbriefe von Freunden, Verwandten und Bekannten erhalten. Auch die Diözese Augsburg hat großzügig zur Einrichtung der Kirche beigetragen. 1953 zählte die Gemeinde noch 710 und 1963 nur noch 300 Mitglieder, da viele Kirchenmitglieder im Ruhrgebiet, im Raum Stuttgart, Augsburg und Nürnberg eine Arbeitsstelle suchten und daher wegzogen. Einige gingen auch in näher liegende Ortschaften wie Dinkelsbühl oder Wassertrüdingen.

Der Neubau der Kirche

1982 waren zunächst Instandsetzungs- und Renovierungsarbeiten an der Notkirche geplant. Nach Begutachtungen und statischen Überprüfungen musste die Notkirche jedoch 1983 gesperrt und ein Neubau angestrebt werden. Bischofsvikar Martin Achter aus Augsburg war hierbei ein wichtiger Fürsprecher. Bereits im selben Jahr wurde mit der Demontage begonnen. Zwischenzeitlich stand jedoch nur die Sakristei mit Jugendraum für den sonntäglichen Gottesdienst zur Verfügung. Am 21. Oktober 1984 wurde die neue Heilig Kreuz Kirche vom bereits genannten Bischofsvikar feierlich geweiht. Der Gesamtkostenaufwand betrug damals 675.000 DM. Spenden der katholischen Kirchengemeinde sowie Zuschüsse und Spenden Dritter betrugen 94.000 DM. Zusätzlich wurden 5.500 Stunden freiwillige Arbeit beim Abbau der Notkirche, bei Fundierungsarbeiten der neuen Kirche, bei der Außenanlage und bei der Renovierung der Inneneinrichtung geleistet. Bei der Kirche handelt es sich um eine sogenannte Zeltkirche. Sie wurde vom Diözesanbauamt Augsburg unter der Leitung von Dipl.-Ing. Obertreis geplant und von der Firma Baufritz aus Erkheim/Allgäu als Generalunternehmer gebaut. Involviert waren beispielsweise die Firmen Karl Bernecker, Fuchshuber und Ernst Zimmerer aus Wittelshofen als Subunternehmer. Die vorhandenen Einrichtungen aus der abgetragenen Notkirche – inklusive zweier Glocken – wurden größtenteils wieder eingebaut. Das Gebäude ist zirka 17 m lang, 10 m breit und bietet 100 Sitzplätze. 50 Einzelstühle können bei Bedarf noch beigestellt werden. Hinter dem Kirchenbau folgen die Sakristei und ein kleiner Pfarrraum, der Platz für ungefähr 30 Personen bietet. Es schließt sich das Pfarrwohngebäude an. Dem Kirchenbau vorgelagert befindet sich ein ca. 12 m hoher Glockenturm.

Gründung des Pfarrverbands

Am 18. Februar 1988 wurde der Pfarrverband Feuchtwangen gegründet. Dazu gehören die Pfarreien Feuchtwangen, Dürrwangen, Großohrenbronn, Halsbach und die Expositur Wittelshofen. Auf Pfarrverbandsebene werden jedes Jahr Jugendbußgottesdienste, ökumenische Kreuzwegandachten und Ministrantentage abgehalten.

50-jähriges Jubiläum

Im Jahr 1996 wurde das 50-jährige Jubiläum der Gründung der Kirchengemeinde gefeiert. Die Kirchengemeinde freute sich sehr über die große Anzahl der ehemaligen Pfarrer und früheren Kirchenmitglieder, die zur Feier angereist waren.

25-jähriges Jubiläum der Kirchenweihe

Im Jahr 2009 feierte die Gemeinde das 25-jährige Bestehen der neuen Kirche mit Bischof Walter Mixa aus Augsburg.

Umstrukturierung der Pfarreiengemeinschaft

Am 01.09.2016 kam es zu Umstrukturierungen. Die neu zusammengeführte „Pfarreiengemeinschaft Feuchtwangen/Dürrwangen“ umfasst die Gemeinden aus Feuchtwangen, Dürrwangen, Großohrenbronn, Halsbach, Schnelldorf und die Expositur Heilig Kreuz.

75-jähriges Jubiläum der Kirchengemeinde

Am 19.09.2021 feierte die Kirchengemeinde mit Bischof Bertram Meier ihr 75-jähriges Bestehen. Die Geistlichen aus der Pfarreiengemeinschaft und der ehemalige Pfarrer Sebastian Klaus wirkten bei dem Festgottesdienst mit. Für die musikalische Umrahmung sorgten der Posaunenchor Wittelshofen und die Organistin Margareta Mayer. Trotz der Corona-Bestimmungen und Begrenzung der Teilnehmer war es ein sehr schöner Festtag.

Pfarrer in der Expositur Heilig Kreuz

Verschiedene Pfarrer und Diakone waren in unserer Gemeinde tätig. Dazu gehören Alois Manlik (Mitbegründer der Gemeinde), Josef Gleich, Reimund Schrott, Emil Schmid, Rudolf Erl, Alois Zaby, Sebastian Klaus, Karl Wirth, Balthasar Singheiser und Johannes Urban. Derzeit ist Christoph Matejczuk der leitende Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft. Zudem kümmern sich Pfarrer Jojo Koonammaruthumkal, die Diakone Heinz Geißler und Dietmar Illner, sowie Gemeindereferentin Elke Anzenberger um die Gemeinde.

 

Text & BilderPfarreiengemeinschaft Feuchtwangen/Diana Großmann