Evang.-Luth. Kirche

St. Peter in Weiltingen


 


Entstehungsgeschichte


Durch angelsächsische Missionare wurde das Christentum in unserer Gegend ausgebreitet. 5 km östlich von Weiltingen taufte im 8. Jahrhundert St. Wunibald von Heidenheim an der heute noch fließenden Wunibaldsquelle bei Aufkirchen.


8. Jh. Vermutlich erste Holzkirche

8./9. Jh. Erster Steinbau. Einfaches Langhaus (6 x 9 m) mit halbrunder Apsis. Fundamente 1979 unter dem Pflaster der heutigen Kirche entdeckt.

11. Jh. Taufstein

1280 Neubau des Langhauses mit Chorturm

1476 Spätgotischer Chor anstelle des Chorturms. Quadratische Turmuntergeschosse. 

1514 Errichtung des spätgotischen Flügelaltars

1679 Grufteinbau unter dem Langhaus

1680-85 Erhöhung und Verlängerung des Langhauses. Einbau der Emporen. Neugestaltung von Kanzel, Taufstein und Orgelprospekt.

1686 Turmerhöhung um zwei Oktogongeschosse.

1696 Bemalung der Emporenbrüstungen.

1819 Vermauerung überflüssiger Eingänge. Abbruch der Fürstenloge.

1953 Chorrenovierung und Freilegung der Gewölbefresken. Veränderungen am Chorgestühl und Entfernung der Farbglasfenster.

Ab 1984 sukzessive Erneuerung der Fassade.

1996 Farbige Verglasung der Chorfenster.






 


 


Inneneinrichtung


Taufstein

Um 1030-50. Gewaltige Sandsteinschale auf umgestürztem Würfelkapitell. Spuren der ursprünglichen Fassung. 1684 barock verkleidet. Seit 1980 wieder freigelegt und Versetzung von der Chorbogenmitte unter das Südfenster des Langhauses.

Taufsteinverkleidung

Zur Verdeckung des alten romanischen Steines: Deckelkrone mit kleiner Figur eines Heiligen.

Altar

Gemauerte und mit Quadermustern bemalte mittelalterliche Mensa. Spätgotischer Flügelaltar mit zwei beweglichen und zwei Standflügeln. Im Schrein Maria mit dem Kind und St. Peter mit den Himmelsschlüsseln, flankiert von Ranken und Reliefs der Könige aus dem Stammbaum Jesu. In der Predella liegende Gestalt des Isai, flankiert von den Reliefs der Propheten Jesaja und Jeremia. Auf den Innenseiten der beweglichen Flügel legendäre Darstellungen aus dem Leben Marias und Petrus. Auf den Flügelaußenseiten und den Standflügeln biblische Szenen aus dem Leben Jesu und des Apostels Petrus, gemalt 1514 vom Dürerschüler Hans Scheufelin. Auf der Rückseite Christus auf dem Regenbogen, flankiert von Maria und Johannes, umgeben von den Seligen und Verdammten. Schweißtuch der Veronika.

Orgel 

Seit 1619 Orgelpositiv auf der Westempore. 1680 Neubau einer Orgel auf der Südempore durch den Nördlinger Orgelbauer Paul Pfescher. 1819 Versetzung der Orgel auf die Westempore. 1896 Umbau des Orgelwerkes unter Beibehaltung des historischen Prospektes und sechs Registern, die noch von der Orgel von 1680 erhalten waren.

Emporen

Von 1685. An der Südseite einfache, an der Nordseite doppelte Empore. An der Westseite Orgelempore, darüber links und rechts der Orgel noch zwei kleine Seitenemporen. 1696 wurden vom Weiltinger Hofmaler Joh. Fried. Dietrich die Brüstungen mit 48 Szenen aus dem Alten und Neuen Testament bemalt, an der Orgelempore farbig, sonst in Grisailletechnik.

Chorgestühl

16. Jh. 20 Stallen mit hoher Rückwand an allen Seiten des Chores mit Ausnahme der Nordseite. Barockverzierungen 1953 entfernt.

Chorstuhl 

1680. Brüstung des ehemaligen „protestantischen Beichtstuhls“ mit drei ausgemalten Feldern. Trennung durch gedrehte Säulchen, Mesnerstuhl in Anlehnung an den Chorstuhl 2002.

Kanzel

1680 von den Schreinern Abraham Doberer und Kassow gefertigt. Achteckiger Korpus mit Ecksäulchen, getragen von einer mächtigen St. Michaelsfigur. Unter Muschelbaldachinen Christus als der Auferstandene, sowie Mose und Aaron, Petrus und Paulus. Wappen der Herzöge von Württemberg und der Grafen von Oldenburg und Delmenhorst.

Sakramentsnische

Um 1480. An der Nordseite des Chores. Vergitterte Nische mit spitzbogigem Giebelfeld mit Stern. Weitere kielbogige Gerätenische beim ehemaligen nördlichen Seitenaltar und kleine Spitzbogennische beim ehemaligen südlichen Seitenaltar.

Deckengemälde

Kassettendecke mit stilisierter Marmorbemalung. Vier Eckmedaillons mit Erschaffung der Eva, Sündenfall, Auferstehungschristus und betender Mensch um ein großes Mittelmedaillon, das Christus darstellt, wie der die Seligen in den Himmel führt. 1685 vom Weiltinger Hofmaler Joh. Friedr. Dietrich geschaffen.

Fresken

Zweite Hälfte des 15. Jhs. Chorgewölbe: Evangelistensymbole, Maria und Johannes, Posaunenengel und Rankenwerk. Chornordwand: St. Georg und zwei weibliche Heilige. Chorbogen: Doppelwappen. Im Langhaus sind die Fresken bis auf geringe Reste /Christopherusfragment, verschiedene Heiligenfragmente) noch übertüncht oder zerstört.







  
 

Steinepitaphien 

Im Pfarrstuhl: Epitaph der Margaretha von Knöringen + 1545. Werk von Loy Hering. – Epitaph des Hans Wolf von Knöringen + 1562. Graugefaßtes Sandsteinepitaph. In beiden Fällen knieen die Verstorbenen in Zeittracht unter dem Kreuz. In der Turmhalle: Grobes Sandsteinepitaph des Frühmessers Heinrich Stenglein + 1494 – Stark abgetretenes Epitaph eines Herrn von Knöringen 16. Jh. – Epitaph mit Wappen der Hack von Hoheneck und unbekanntem Wappen. 13 Jh. Südseite des Langhauses außen: Stark abgewittertes Epitaph des Heinrich von Seckendorf + 1473. Nordwand des Langhauses außen: Verschiedene Kalksteinepitaphien u.a. des Ulrich von Knöringen und verschiedener Adeliger und württembergischer Amtleute und Hofbediensteter. Die-se Epitaphien lagen im Fußboden und wurden 1953 bzw. 1980-85 an den Wänden des Langhauses und der Turmhalle angebracht.

Holzepitaphien

An der Nordseite des Langhauses: Epitaph des Bürgermeisters und Seilers Konlen + 1661. An der Südseite: Epitaph des Schuldieners Frank + 1632. Im Mittelfeld Darstellung des Verstorbenen mit seiner Familie in Zeittracht unter dem Kreuz. Darunter zum größten Teil unleserliche Inschrift.

Bronzeepitapien

An der Südwand des Langhauses: Kelch mit kleiner Inschriftplatte für den Frühmesser Heinrich Stenglein + 1494. In der Turmhalle: Bronzerahmen eines Epitaphs für Wolf von Kinsperck (= Künsberg) + 1542 und Bronzeplatte für Anna von Thun + 1536.

Ölgemälde

Auf der Südempore großes Ovalbild, ein Engelskonzert darstellend. Aus der Schloßkapelle nach Abbruch des Schlosses in die Kirche gebracht. 18. Jh. – Stark beschädigte Darstellung des Heiligen Abendmahls. 17. Jh. – Lutherbild in älterem Holzrahmen. 18. Jh. Alle Gemälde Öl auf Leinwand.

Bauinschrift

Bauinschriften von 1280 und 1476 überliefert, heute aber nicht mehr nachweisbar. Medaillon mit Bauinschrift von 1685 über dem Chorbogen.

Gruft

Unter dem Langhaus 1679 von Herzogin Juliana von Württemberg angelegt. Sechs Zinnsärge mit Mitgliedern des fürstlichen Hauses, darunter Herzogin Juliana und der letzte männliche Nachkomme der Linie Württemberg-Weiltingen.

Glocken

Taufglocke von „Magister Cunrad“ (vermutlich Conrad Zittewar) um 1250.- „Schätteri“ um 1400 mit Namen der Evangelisten. - Feuerglocke mit Anfang eines Weihnachtsliedes, 16. Jh. – „Schuleri“ mit Mariengruß, aus der Gießhütte Behaim in Nürnberg 16. Jh. – Ehem. „Zwölferi“, 1761 in Dinkelsbühl gegossen. Stiftung von Herzog Carl von Württemberg – Christusglocke, 2005 von Albert Bachert in Karlsruhe gegossen.


Pfarrerportraits

An der Südwand des Chores. Pfarrern Polykarb Seitz + 1669. Pfarrer Tobias Nißlin + 1710. Pfarrer in Amtstracht, darunter Inschrift, bei Pfarrer Nißlin auch Umschrift auf dem Rahmen.

Chorfenster

Nach Entfernung der farbigen Chorfenster aus dem Jahr 1896  Neugestaltung nach den Themenkreisen: Altes und Neues Testament und Kirchengeschichte.