Evang-Luth. Kirche

St. Laurentius in Röckingen


 



Entstehungs- und Baugeschichte


Röckingen wurde im Mittelalter Roggingen, Rochingun oder Rochingen genannt. Urkundlich erwähnt wird der Ort zum ersten Male in einem Diplom vom 17. Mai 1053, das in Goslar angefertigt ist. Darin räumt Kaiser Heinrich III. dem Bischof Gebhard von Eichstätt den Jagddistrikt zwischen Hahnenkamm und Hesselberg ein und schenkt ihm dazu einige Ortschaften, darunter auch „Villa Rochingen“. Um 1300 werden die Herren von Röckingen Vasallen des Grafen von Oettingen genannt. Im 14. Jahrhundert saßen die Herren von Mittelburg, Vasallen der damals mächtigen Grafen von Truhendingen, am Ort. Am Anfang des 15. Jahrhunderts ging der Besitz an das Geschlecht von Seckendorff über, von diesem auf Hans Schenk von Schenkenstein, der um die Mitte des 16. Jahrhunderts das heute noch stehende sogenannte Schloss baute und mit einem Wassergraben umgab. Von 1468 ab sind die Markgrafen von Ansbach Lehensherren. 1793 fällt Röckingen durch Erbschaft an Preußen, 1806 an Bayern. Die Christianisierung des Dorfes, das ursprünglich alemannisch war und infolge des Sieges Chlodwigs (496) fränkisch wurde, erfolgte wohl von den Klöstern Heidenheim, wo Wunibald und Walburgis wirkten. Weitere Einflüsse gingen vermutlich von Auhausen aus, das Graf Ernst von Truhendingen und Hartmann von Lobdeburg um 958 gegründet 

hatten. Die Reformation wurde anlässlich der Neubesetzung der Pfarrei im Jahre 1540 eingeführt. Der neuernannte Pfarrer Wilhelm Pruckmayer gelobte, wie zwei Jahre zuvor schon Kaplan Gregorius Riederer, bei seinem Amtsantritt dem Markgrafen Georg: „Auf das Heilige Evangelium und Wort Gottes alten und neuen Testaments lauter und klar predigen soll und will und nichts, was dawider ist“. Längst bevor ein Geistlicher in Röckingen seinen bleibenden Sitz hatte, stand hier als erstes Gotteshaus eine aus Holz erbaute und dem Hl. Gallus geweihte Kapelle, die noch vor 745 errichtet worden ist und dem Bistum Augsburg zugehörte. Von 745 an wurde sie jedoch dem neu errichteten Bistum Eichstätt zugeteilt. Viel später wurde sie in einen Bau aus Steinen umgewandelt und blieb bis zu ihrem Abbruch im Jahre 1740 erhalten. Unmittelbar neben der Kapelle wurde schon im 11. Jahrhundert eine neue Kirche erbaut. Zwischen 1065 und 1071 wurde diese von Bischof Gundekar II. von Eichstätt dem Hl. Laurentius geweiht. Das Kirchweihfest richtet sich jedoch seit ältester Zeit nach dem Gallustag (6. Oktober) und fällt stets auf den darauffolgenden Sonntag. Von dieser neuerbauten Kirche ist nur ein kleines Stück der mittleren Umfassungsmauer erhalten. Chor, Sakristei und Turm sind Anbauten des späten 15. Jahrhunderts, wie aus einem Epitaph 

an der Außenwand des Chors mit dem Hl. Laurentius auf dem Rost und dem Datum: „Aftermontag vor Georgi 1499“ hervorgeht. Der spätgotische Chor wurde wohl in diesem Jahr dem Hl. Laurentius durch den Bischof von Eichstätt Gabriel von Eyb geweiht, weshalb im Chorgewölbe neben dem markgräflichen Adler und dem Wappen der Herren von Mittelburg und Seckendorff auch das Familienwappen der Herren von Eyb angebracht ist. 1712 und 1752 erhielt der Turm nach mehreren, z.T. in folge Sturmschäden erforderlichen Umbauten seine heutige Gestalt. Zugleich erfolgte eine barocke Umgestaltung der Kirche durch den markgräflichen Hofbaumeister Johann David Steingruber. 1740 wurde das Kirchenschiff unter Verwendung der Steine der abgebrochenen Kapelle nach Westen erweitert. Zur selben Zeit wurde eine Ostempore eingerichtet, die den Chor gegen das Langhaus abriegelte. 1893 die Ostempore wurde anlässlich der Innenrenovierung beseitigt und zur Neuanlage der Südempore verwendet. Im Jahr1923 wurde der alte Außenputz beseitigt.1964 – 66 wurde im Zuge der Innenrenovierung die rechte Empore abgenommen. Dabei wurden etwa 500 Jahre alte Fresken freigelegt. Diese zeigen eine Christophorusfigur, die Anbetung der Hl. Drei Könige und die Stifterfamilie, die Herren von Mittelburg.




Inneneinrichtung & Besonderheiten


Glocken

Im Turm hängt eine alte Glocke aus dem Jahre 1404 mit der Inschrift: „Hilf Got Maria berat“ und einem figürlichen Schmuck. Diese stellt eine männliche Gestalt mit Heiligenschein und Bischofsstab dar. Rechts eine weibliche Heilige und links ist vermutlich ein kleiner Baum dargestellt. Diese Glocke läutet noch heute als Taufglocke und an Festtagen mit den vier im Jahre 1950 neu gegossenen Bronzeglocken.

 

Künstlerische Ausstattung

Im Chor der Kirche stehen vier künstlerisch wertvolle Holzfiguren aus der Zeit um 1490, die Maria mit dem Jesuskind und den Hl. Laurentius darstellen. Bei den anderen zwei Plastiken ist nicht sicher, wen sie abbilden. Entweder den Hl. Nikolaus oder den Hl. Stephanus, der gerne mit Laurentius abgebildet wurde. Die andere Figur könnte der Hl. Leonhard oder der Hl. Cäsarius sein. Die Figuren wurden 1904 in der Pfarrscheune gefunden, 1910 restauriert und dabei auch teils ergänzt.

 

Chorostseite

Hl. Laurentius auf dem Rost mit zwei Folterknechten mit einer lateinischen Inschrift versehenSteinfigur an der Chorsüdseite: Hl. Laurentius 1490/1500 auf Kopfkonsole.

 

Romanische Spuren

An der Langhaussüdseite befinden sich außen zwei romanische Reliefs von Leoparden, sowie neben dem Portal eine Taube. In der näheren Umgebung gibt es ganz wenige Kirchen, die romanische Teile an ihrem Gebäude aufweisen können.

 

Kanzel

2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Halbrunder, gefederter Korpus mit Liseneinteilung.

 

Altar

Frühe Hälfte des 17. Jahrh. Zurückhaltend einfacher Holzaufbau mit ionisierenden, gefelderten Pilastern, Gesimsverkröpfung und Volutenbekrönung aus pflanzlichem Schnitzwerk. Im Inneren: Die Grablegung Jesu, 17. Jahrhundert, in Öl auf Leinwand.

 

Chorgestühl

Erneuert in der grundlegenden Renovierung 1964 - 1966.

 

Taufstein

Vermutlich 1. Hälfte 16. Jahrh. Sandstein. Achtseitig. Kelchform, abgesetzt durch Wulstprofil.

 


 

Text: Lilly Engelhard

Bilder: Kurt Pachl (u.a.)